Gruber

Gruber

Gruber. 1) Johann Gottfried, Literarhistoriker, geb. 29. Nov. 1774 in Naumburg a. S., gest. 7. Aug. 1851 in Halle a. S., studierte in Leipzig, privatisierte sodann in Göttingen und Leipzig, habilitierte sich 1803 als Privatdozent in Jena und wurde neben Augusti pei der Redaktion der »Literaturzeitung« angestellt. 1811 erhielt er eine Professur an der Universität zu Wittenberg. Nach der Teilung Sachsens unterhandelte er in Berlin wegen der Vereinigung der Universität Wittenberg mit der zu Halle und übernahm hier 1815 die Professur der Philosophie. Mit Ersch (s. d.) verband er sich zur Herausgabe der »Allgemeinen Enzyklopädie der Wissenschaften u. Künste«, deren erste Sektion (A-G) er nach Ersch' Tode vom 18. Band an allein zu Ende führte. Von seinen zahlreichen, jetzt größtenteils vergessenen Schriften nennen wir nur: »Charakteristik Herders« (mit Danz, Leipz. 1805); »Geschichte des menschlichen Geschlechts« (das. 1806, 2 Bde.); »Wörterbuch der altklassischen Mythologie« (Weim. 1810–15, 3 Bde.); »Christ. Mart. Wieland, geschildert« (das. 1815–16, 2 Tle.); »Klopstocks Leben« (das. 1832) und das Leben seines Freundes, des Halleschen Romanschriftstellers Aug. Lafontaine (Halle 1833). Er gab auch »Wielands sämtliche Werke« (53 Bde., Leipz. 1818–28) mit vervollständigter Biographie (Bd. 50–53; Sonderausg. 1827 bis 1828, 4 Bde.) u. a. heraus.

2) Wenzel, Anatom, geb. 1814 zu Krukanitz in Böhmen, gest. 1. Okt. 1890 in Wien, studierte bis 1842 in Prag, war dort Prosektor bei Hyrtl, wurde 1846 Prosektor an der chirurgisch-medizinischen Akademie in Petersburg, 1855 ordentlicher Lehrer der praktischen Anatomie und erhielt 1858 die Professur dieses Faches. Seine Schöpfung ist das anatomische Museum in Petersburg. 1888 trat er in den Ruhestand und siedelte nach Wien über. G. gehörte zu den erfahrensten Anatomen seiner Zeit, seine zahlreichen Publikationen beruhen meist auf Beobachtungen an Massenmaterial. Besondere Aufmerksamkeit widmete er den Abweichungen vom normalen anatomischen Befund und den Mißbildungen. Auch die vergleichende und pathologische Anatomie bereicherte er mit mehreren Untersuchungen. Er schrieb: »Anatomie eines Monstrum bicorporeum« (Prag 1844); »Abhandlungen aus der menschlichen und vergleichenden Anatomie« (Petersb. 1852); »Monographie über das zweigeteilte Jochbein bei den Menschen und den Säugetieren« (Wien 1873); »Beobachtungen aus der menschlichen und vergleichenden Anatomie« (Berl. 1879–1889, 9 Hefte) u. a.

3) Max, Hygieniker, geb. 6. Juli 1853 in Wien, Sohn des Ohrenarztes Ignaz G., studierte in Wien Medizin, wurde 1875 Assistent am ersten chemischen Universitätslaboratorium, beschäftigte sich 1879–82 in München mit hygienischen, physiologischen und bakteriologischen Studien, habilitierte sich dann als Privatdozent der Hygiene in Wien, arbeitete im Physiologischen Institut in Leipzig und wurde 1884 zum außerordentlichen Professor der Hygiene in Graz ernannt. 1887 ging er als solcher nach Wien, 1892 erhielt er die ordentliche Professur, und 1902 wurde er Professor der Hygiene und Bakteriologie und Vorstand des Hygienischen Instituts an der Universität in München, auch Mitglied des Reichsgesundheitsrates. Er entdeckte 1896 die spezifische Agglutination der Bakterien durch das Blutserum von Tieren, die mit diesen Bakterien immunisiert worden sind, und die Verwertbarkeit dieser Reaktion für die Diagnostik, zur Erkennung gewisser Bakterien und der von ihnen hervorgerufenen Krankheiten (gemeinschaftlich mit Durham und Grünbaum). Andre Arbeiten betreffen die Widerstandsfähigkeit des Bacillus subtilis, die Kultur anaërober Bakterien, die Desinfektion mit Wasserdampf, Filtration des Wassers, Wasserversorgung. Besonders bedeutend sind seine Arbeiten zur Immunitätslehre, bei denen er in einen gewissen Gegensatz zu Ehrlich trat. In vielen Arbeiten tritt ein lebhaftes Interesse an der sozialen Hygiene hervor. Er beachtet an Hauptfragen der Hygiene, wie z. B. an der Prostitutionsfrage, das sozial-politische Element und bemüht sich, zwischen Hygiene und Volkswirtschaft eine Brücke zu schlagen. Er schrieb: »Das Lebenswerk Pasteurs im Zusammenhang mit der gesamten Entwickelung der Bakteriologie« (Wien 1895); »Die bauliche Neugestaltung der Wiener medizinischen Fakultät« (das. 1895); »Die Prostitution vom Standpunkt der Sozialhygiene aus betrachtet« (das. 1900); »Führt die Hygiene zur Entartung der Rasse?« (Stuttg. 1903); »Hygiene des Geschlechtslebens« (das. 1904).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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