- Gropĭus
Gropĭus, 1) Karl Wilhelm, Maler, geb. 4. April 1793 in Braunschweig, gest. 20. Febr. 1870 in Berlin, kam schon als Kind nach Berlin und malte für die Ausstellung seines Vaters, der eine Maskenfabrik besaß, kleine Dekorationen, zu denen Schinkel öfters die Ideen angab, und deren Ausführung er auch überwachte. Später bereiste G. Deutschland und die Schweiz und besuchte mehrere Male Paris, um sich mit der Einrichtung des Dioramas von Daguerre und Bouton bekannt zu machen. Am 20. Okt. 1827 eröffnete er in Berlin ein Diorama, mit dem er eine permanente Gemäldeausstellung verband. Schon 1822 war er zum ordentlichen Mitglied der Kunstakademie ernannt worden. Er war bis 1868 Dekorationsmaler und Inspektor des königlichen Schauspielhauses. G. ist nicht nur als Begründer der Dekorationsmalerei in künstlerischem Sinne, sondern auch als ein Hauptrepräsentant des Berliner Witzes für die Berliner Lokalgeschichte von Bedeutung. Ein großer Teil der Witze, Schnurren, Karikaturen, die vor 1848 in fliegenden Blättern und Heften eine Art Weltberühmtheit erlangten, stammen von G. – Sein Sohn, Paul G., geb. 1. Sept. 1821 in Berlin, gest. daselbst 1. März 1888, Schüler seines Vaters, war ebenfalls als Dekorationsmaler, von 1868–81, für das königliche Theater tätig.
2) Martin, Architekt, Vetter des vorigen, geb. 11. Aug. 1824 in Berlin, gest. daselbst 13. Dez. 1880, besuchte das Gewerbeinstitut, erhielt schon als Knabe persönliche Anregungen durch Schinkel und lernte von Bötticher, dem Verfasser der »Tektonik der Hellenen«, das Wesen griechischer Form verstehen und auch auf die Verhältnisse seiner Zeit, z. B. auf den Eisenbau, anwenden. Er erprobte seine Kraft zunächst an Berliner Wohnhäusern und Villen, in denen er die Strenge des erlernten Stils zu einer gefälligen, heitern Harmonie herabmilderte. In Eberswalde baute er die Irrenanstalt, außerdem zahlreiche Häuser und Landsitze. Seit 1865 mit dem Architekten Schmieden verbunden, baute er die Irrenanstalten in Altenburg und Jena, mehrere Garnisonlazarette, das städtische Krankenhaus in Wiesbaden und das städtische Krankenhaus in Berlin, letzteres eine Musteranstalt nach dem Pavillonsystem, die Universität Kiel, das Reichsbankgebäude in Erfurt, das Reichspostgebäude in Kassel, die Kunstschule in Berlin, deren Direktor er seit 1869 war, und dos Kunstgewerbemuseum in Berlin (s. Tafel »Berliner Bauten I«, Fig. 3), sein letztes Werk. Das von ihm mit Schmieden entworfene neue Gewandhaus in Leipzig (s. Tafel »Leipziger Bauten«) wurde erst nach seinem Tod ausgeführt (1882–84). In den frühern Arbeiten etwas spröde, drang er immer mehr zu einem echten Klassizismus durch. Im Privatbau hat er z. T. neue Wege betreten. Er ging hier namentlich darauf aus, mehrstöckige Gebäude als ein Ganzes zu behandeln.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.