- Gresset
Gresset spr. -ssä., Louis de, franz. Dichter, geb. 29. Aug. 1709 in Amiens, gest. daselbst 16. Juni 1777, trat in seinem 16. Jahr in den Jesuitenorden und war eine Zeitlang Lehrer in der Provinz. 1730 trat er mit der Ode »Sur l'amour de la patrie« auf und 1734 mit dem Gedicht »Vert-Vert« (neuer Abdruck 1893), das in eleganten Versen und anmutigen Bildern die Geschichte eines in einem Nonnenkloster erzogenen und später in schlechter Gesellschaft verwilderten Papageien erzählt. Einige Anspielungen in diesem äußerst günstig aufgenommenen Gedicht sowie seine Humoreske »Le lutrin vivant« zogen ihm aber die Feindschaft seines Ordens zu, den er 1735 verlassen mußte; er wurde nun ein Liebling der guten Gesellschaft. Auch mit dem Lustspiel »Le méchant« (1747) erntete er großen Beifall; die Franzosen rechnen es, trotzdem Bühnengerechtigkeit und wahre Komik darin vermißt werden, zu den besten jener Zeit. 1748 in die Akademie aufgenommen, zog er sich nach Amiens zurück und begründete dort eine Akademie. Nur für kurze Zeit kehrte er nach Paris zurück, wo er zum Direktor der Akademie gewählt war; die Einladung Friedrichs d. Gr., nach Berlin zu kommen, lehnte er ab. Schon jetzt machte sich ein vollständiger Umschwung in den religiösen Ansichten des Dichters bemerkbar; seine Frömmigkeit wuchs in dem Maße, daß er 1759 in einem offenen Brief alle seine Irrtümer abschwor und seine weltlichen Poesien aufs feierlichste verdammte. Seine »Œuvres complètes« gaben Fayolle (Par. 1804, 3 Bde.) und Renouard (das. 1811, 3 Bde.) heraus, »Poésies inédites de G.« de Beauvillé (das. 1863), »Poésies choisies« Derome (1883). Einen von der Akademie gekrönten »Éloge de G.« schrieb Robespierre (1785, neue Ausg. 1868). Vgl. Berville, G., sa vie et ses ouvrages (Amiens 1863); Démuin, G., étude sur sa vie et ses œuvres (Lille 1887); Herrenschwand, G., sein Leben und seine Werke (Zürich 1395); Wogue, G. sa vie et ses œuvres (Par. 1897).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.