- Gleiskreuzung
Gleiskreuzung, die Durchschneidung zweier Eisenbahngleise in Schienenhöhe unter beliebigem Winkel. An den vier Durchschneidungsstellen der Schienen muß der Durchgang der Radspurkränze frei bleiben, es werden daselbst mithin Unterbrechungen der Schienen und deshalb besonders gestaltete Teile erforderlich, an den spitzen Winkeln Herzstücke (auch Schienenkreuzungen genannt), an den stumpfen Winkeln Kreuzstücke (auch Doppelherzstücke). Diese Stücke werden als Blockherzstücke- und -Kreuzstücke aus Stahlguß (seltener jetzt noch aus Eisenhartguß) oder besser aus Stahlschienen mit eingelegten Stahlspitzen als Schienenherzstückeund -Kreuzstücke hergestellt. Bei dieser Anordnung fällt der vor dem Blockherzstück erforderliche Schienenstoß weg. Um an den Unterbrechungsstellen der Schienen Ersatz für die Unterstützung der Räder zu bieten, ist die Herzstückspitze in Fortsetzung der anschließenden Fahrschienen beiderseits von Flügelschienen (F, Fig. 1) eingefaßt, die den entsprechend breiten Radreifen bei spitzem Winkel über die Lücke hinweg so lange tragen, bis die Spitze stark genug ist, um die Unterstützung zu übernehmen. Zum Ersatzderunterbrochenen Führung des Spurkranzes tritt dem Herzstück gegenüber die Zwangschiene oder der Radlenker (Z) ein, der das auf derselben Achse befestigte andre Rad an dessen innerer (Rück-) Seite leitet, somit auch die ganze Achse führt und den im Herzstück befindlichen Spurkranz von der Spitze abhält, so daß dessen Einführung in die richtige Spurkranzrinne gesichert wird.
Bei dem Kreuzstück ist diese Sicherung der Führung für spitze Winkel (etwa unter 17°) nur teilweise möglich, weil die gegenüberliegende Zwangschiene am »Knie« des Kreuzungsstücks auch ihrerseits abgebogen sein muß. Die so entstehende »führungslose« Stelle, und namentlich die Möglichkeit eines Zusammenstoßes, macht die G. zu einem unerwünschten, jedoch nicht überall entbehrlichen Teile der Gleisanlagen; sie sollte deshalb in den eigentlichen Fahrgleisen der Hauptbahnen, zumal am Einlauf der Züge, tunlichst vermieden werden. Besonders bedenklich sind gegenseitige Kreuzungen von Hauptgleisen (Bahnkreuzungen in Schienenhöhe); sie werden deshalb bei Neubauten vermieden und durch Überbrückung außerhalb der Bahnhöfe ersetzt.
Am häufigsten kommen Gleiskreuzungen unter dem mit den Weichenherzstücken (s. Weiche) übereinstimmenden Winkel vor. Alsdann können sie, sofern der Winkel nicht zu groß (nicht über 1:9 oder 61/3° bei deutschen Hauptbahnen) ist, mit Weichen zu Kreuzungsweichen (früher unrichtig englische Weichen genannt) vereinigt werden (Fig. 2), so daß man gerade durchfahren oder durch die Krümmung in das andre Gleis abbiegen kann. Die Kreuzungsweichen können, wie in der Figur, als beiderseitige (»doppelte«) oder auch als einseitige (»einfache«) ausgeführt werden (vgl. auch Weiche).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.