Gesellenvereine

Gesellenvereine

Gesellenvereine nennt man auf katholisch konfessioneller Grundlage ruhende, unter geistlicher Leitung stehende Vereine von Handwerksgesellen, die seit 1849 in größerer Zahl in Deutschland, Österreich und in der Schweiz gegründet wurden. Um sie machte sich besonders verdient der »Gesellenvater« Domvikar Adolf Kolping (s.d.), der, ursprünglich selbst Schuhmachergeselle, seine eignen Erfahrungen für das Vereinswesen verwerten konnte. Als ihr Ziel wird bezeichnet: Anregung und Pflege eines kräftigen religiösen Sinnes und Lebens, Verbreitung nützlicher Kenntnisse und Fertigkeiten in Verbindung mit geselliger Unterhaltung. Größere G. haben auch Unterrichtskurse in Sprachen, Buchhaltung etc. eingerichtet. Zureisenden und bedürftigen Gesellen wird Unterstützung in Form freier Herberge und von Naturalien gewährt. Doch wird auf solche kein Recht zuerkannt, der Geselle soll durch Weckung des Ehrgefühls daran gewöhnt werden, nur im dringenden Notfall Hilfe in Anspruch zu nehmen. Abreisende Gesellen erhalten eigne Wanderbücher, auf Grund deren sie in andern Vereinen Aufnahme finden können. Ordentliche Mitglieder können nur ledige katholische Gesellen werden. Jeder Lokalverein hat eine aus Ehrenmitgliedern bestehende Vorstandschaft, an deren Spitze ein von ihr gewählter, vom Bischof genehmigter und nur durch diesen absetzbarer, meist geistlicher Präses steht. Die Vereine bilden mehrere größere Verbände (jeder unter einem Zentralpräses) unter dem gemeinsamen Vorsitz eines Generalpräses, der seinen Sitz in Köln hat. In Deutschland zählt der große katholische Gesellenverein 1902: 967 Zweigvereine mit 228 eignen Häusern und 138,030 Mitgliedern, darunter 49,890 ordentliche. Über die Zahl der G. in deutschen und außerdeutschen Ländern im J. 1902 unterrichtet die folgende Übersicht:

Tabelle

In den 331 Hospitzen wohnen 3780 Gesellen ständig. Die Zahl der beherbergten Zugereisten betrug 112,137. 515 Vereine haben Sparkassen mit 41/2 Mill. Mk. Guthaben der Mitglieder. Organe der deutschen G. sind die »Rheinischen Volksblätter« (Köln, seit 1853), der »Arbeiterfreund« (Münch., seit 1873) und das wöchentlich erscheinende »Kolpingsblatt«. Ähnliche Vereine wie die deutschen G. sind die französischen Cercles catholiques d'ouvriers, deren Zahl auf 200 beziffert wird, mit dem Organ »L'Association catholique« (seit 1874) und die belgische Fédération des Sociétés ouvrières catholiques mit dem Organ »L'Economie chrétienne« (Lüttich). Vgl. Kolping, Der Gesellenverein (Köln 1849); Bongartz, Das katholisch-soziale Vereinswesen in Deutschland (Würzb. 1879); Dehn, Die katholischen G. in Deutschland (Berl. 1882); die Schriften von Krönes: Winke und Ratschläge bezüglich der Gründung und Leitung eines katholischen Gesellenvereins (2. Aufl., Paderb. 1892), Materialiensammlung zum Gebrauch für die Präsides katholischer Gesellen- und Arbeitervereine (1. Teil, 3. Aufl., das. 1899; 2. Teil 1894) und Kurzgefaßte Instruktion über die Rechte und Pflichten der Mitglieder eines katholischen Gesellenvereins (das. 1898). – Über die protestantischerseits den Gesellenvereinen entsprechenden Jünglingsvereine s. d.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gesellenvereine — Gesellenvereine,   vorwiegend konfessionelle Standesorganisationen, denen heute unselbstständige und selbstständige Handwerkerinnen und Handwerker sowie Personen, die dem Handwerk verbunden sind, angehören. Ursprünglich als… …   Universal-Lexikon

  • Gesellenvereine — • German Catholic societies for the religious, moral, and professional improvement of young men Catholic Encyclopedia. Kevin Knight. 2006. Gesellenvereine     Gesellenvereine      …   Catholic encyclopedia

  • Gesellenvereine — Gesellenvereine, Vereine zur wissenschaftlichen u. geselligen Fortbildung der Handwerksgesellen. Sie wurden meist von Freunden des Handwerkerstandes unter Mitwirkung von Handwerksmeistern gestiftet u. waren ein ergänzendes Zwischenglied zwischen… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Gesellenvereine — Gesellenvereine, Vereine von Handwerksgesellen auf kath. konfessioneller Grundlage und unter Leitung der Geistlichkeit, in Deutschland, Österreich und der Schweiz, der erste 1846 in Elberfeld durch den spätern Kölner Domvikar Kolping gegründet.… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Gesellenverein — Gesellenvereine sind oder waren neben den Arbeitervereinen und im Gegensatz zu Gesellenbruderschaften Vereine, die ab dem Übergang zur Industriegesellschaft im 19. Jahrhundert als freie Zusammenschlüsse von selbstständigen Handwerksgesellen auf… …   Deutsch Wikipedia

  • Kolpingwerk — Logo des Kolpingwerkes Adolph Kolping, Begründer des Kolpingwerkes …   Deutsch Wikipedia

  • Katholischer Gesellenverein — Logo des Kolpingwerkes Adolph Kolping, Begründer des Kolpingwerkes Das Kolpingwerk ist ein internationaler katholischer Sozialverband mit Sitz in Köln. Er ist benannt nach Adolph Kolpin …   Deutsch Wikipedia

  • Kolping-Familienferienstätten — Logo des Kolpingwerkes Adolph Kolping, Begründer des Kolpingwerkes Das Kolpingwerk ist ein internationaler katholischer Sozialverband mit Sitz in Köln. Er ist benannt nach Adolph Kolpin …   Deutsch Wikipedia

  • Kolping-Werk — Logo des Kolpingwerkes Adolph Kolping, Begründer des Kolpingwerkes Das Kolpingwerk ist ein internationaler katholischer Sozialverband mit Sitz in Köln. Er ist benannt nach Adolph Kolpin …   Deutsch Wikipedia

  • Kolpingfamilie — Logo des Kolpingwerkes Adolph Kolping, Begründer des Kolpingwerkes Das Kolpingwerk ist ein internationaler katholischer Sozialverband mit Sitz in Köln. Er ist benannt nach Adolph Kolpin …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”