- Gelenkkrankheiten
Gelenkkrankheiten betreffen entweder das Gelenk selbst, nebst den mit dem Gelenk zusammenhängenden Schleimbeuteln, oder die weitere Umgebung (periartikuläre Erkrankungen). Die wesentlichsten G. der ersten Art sind die Gelenkentzündung (s.d.) mit ihren verschiedenen Unterarten und Ausgängen, Gelenkneurose (s.d.), Verrenkungen (s.d.), Gelenksteifigkeit (s.d.). Zu den periartikulären Krankheiten rechnet man die sich in nächster Nähe eines Gelenks abspielenden Krankheitsprozesse (Knochen-, Knochenhautentzündung, Geschwulstbildungen), die nicht selten mit Gelenkentzündung verwechselt werden und auch häufig auf das Gelenk wirklich übergreifen. Vgl. Hueter, Klinik der G. (2. Aufl., Leipz. 1876–78); Langenbeck, Schußfrakturen der Gelenke und ihre Behandlung (Berl. 1868); Marsh, Gelenkkrankheiten (deutsch von Kindervater, Leipz. 1888); Schuchardt, Die Krankheiten der Knochen und Gelenke (in der »Deutschen Chirurgie«, Stuttg. 1899). – Die G. der Haustiere gleichen in Ursachen, Verlauf und Folgen im wesentlichen denen des Menschen. Von den durch allgemeine Ursachen erzeugten G. kommen Gicht gar nicht, Gelenkrheumatismus mindestens sehr selten, rachitische und tuberkulöse G. dagegen bei Rindern und Schweinen häufig vor. Bei Kälbern und Fohlen findet sich ferner infektiöse Gelenkkrankheit infolge der Nabelvenenentzündung (s.d.) in den ersten Lebenswochen. G. infolge örtlicher Schädigungen sind sehr häufig, namentlich bei Pferden und Arbeitsochsen. Verstauchungen und Verrenkungen verhalten sich wie beim Menschen und sind besonders häufig am Fesselgelenk (s. Fesselbein); auch die (besonders bei Ochsen) häufigen Hüftgelenklahmheiten gehören meist hierher. Einer Verwundung ausgesetzt sind besonders häufig das Fessel-, Vorderfußwurzel-, Sprung-, Knie-, Hufgelenk und Unterkiefergelenk. Sie wird oft der Beweglichkeit verhängnisvoll, am Hufgelenk oft tödlich. Vermehrung der Gelenkschmiere bedingt Ausdehnung der Gelenkkapsel (s. Gallen, S. 281); auch eiterige und jauchige Entzündungen entstehen (meist infolge Verletzung). Eine chronische deformierende Gelenkkrankheit mit weichen und eventuell verknöchernden Wucherungen in dem Gelenk und dessen Umgebung kommt besonders häufig vor am Sprunggelenk (s. Spat), Krongelenk (s. Schale) und Kniegelenk, mit dauernden Schmerzen oder Versteifung. Beides macht das Pferd lahm und unbrauchbar, nur beim Spat ist Versteifung zugleich Heilung. Auf Knochenzerstörung beruht die chronische Hufgelenklahmheit (s. Hufkrankheiten).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.