- Garborg
Garborg, Arne, norweg. Schriftsteller, geb. 25. Jan. 1851 in Thime, entstammt einer streng pietistischen Familie, wurde nach zweijährigem Seminarbesuch 1870 Volksschullehrer, begann aber 1873 an der Universität Christiania zu studieren, schrieb zugleich eine aufsehenerregende Studie über Ibsens »Kaiser und Galiläer« und war Mitarbeiter der Zeitung »Aftenbladet«. Nachdem seine anfänglich reaktionäre Gesinnung in religiösen und ästhetischen Radikalismus übergegangen war, gab er die radikale Zeitung »Fedraheimen« heraus (1877) und stellte sich durch verschiedene Schriften (»Die neunorwegische Sprach- und Nationalitätsbewegung«, »Norwegisch oder Dänisch-Norwegisch?«) an die Spitze der Dialekteiferer (s. Norwegische Volkssprache). Mit dem Roman »Ein Freigeist« (1881), dem ausgezeichneten Kulturbild »Bauernstudenten« (1883; deutsch, Berl. 1902) und »Erzählungen und Sagen« (1885) gewann er großen Beifall, verlor aber durch den derben Roman »Mannfolk« (1886; deutsch: »Aus der Männerwelt«, Berl. 1888) die Staatsrevisorstelle, zu der ihn das Storthing wiederholt gewählt hatte. Seine Antwort war das beißende Schauspiel »Unversöhnliche« (1888) Im hohen Norden, wohin er dann mit seiner Frau (Hulda G., bekannt als Übersetzerin) zog, entstanden die autobiographischen »Kolbotenbrev« (Briefe,1890); »Traette Maend« (1890; deutsch: »Müde Seelen«, 3. Aufl., Berl. 1901), das berühmte Buch von dem modernen Dekadenten, der schließlich in der Religion eine Stütze für seine geistige Schwäche findet, das Lebensbild von »Jonas Lie« (1893), der Roman »Frieden« (1893), die schöne Märchendichtung »Haugtussa« (1895), das Drama »Der Lehrer« (1896) und verschiedene Novellen, die z. T. auch ins Deutsche übersetzt wurden. Der Roman »Müde Seelen« bezeichnet bei G. den Übergang zu der von Frankreich ausgehenden Reaktion gegen die Problemdichtung; die Dekadenzliteratur wird aber voraussichtlich nicht die endgültige Stufe seiner Entwickelung sein. G. schreibt immer im Dialekt, seine Bücher erscheinen auch übersetzt in der norwegischen Schriftsprache.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.