- Fraktūr [2]
Fraktūr, in der Buchdruckerei Name der »deutschen« Lettern mit scharf gebrochenen Ecken, zum Unterschied von der abgerundeten römischen oder Antiquaschrift (s. Antiqua). Albrecht Dürer, Vinzenz Röckner, Hofsekretär des Kaisers Maximilian I., und Johann Neudörfer, ein Schönschreiber in Nürnberg und Zeitgenosse der Vorgenannten, sind ihre Urheber (s. Schriftarten). Die Formen der F. sind auf die in den geschriebenen Büchern vor Erfindung der Buchdruckerkunst üblichen Buchstabenformen gegründet, hatten indes im 17. Jahrh. alle Schönheit verloren und sind erst durch G. I. Breitkopf (s.d. 2) im 18. und durch die Schriftschneider und-Gießer Gebrüder Walbaum im Anfang des 19. Jahrh. einer nachhaltigen Reform unterzogen worden. Die F. wurde früher außer zum Druck von deutschen Werken auch angewandt für die dänische und norwegische Sprache, hat hier aber, wie im Schwedischen, fast ganz der Antiqua weichen müssen; gebräuchlich ist sie noch für das Finnische, Lettische, Litauische, Esthnische, Nordfriesische und Isländische, doch weicht sie auch hier im allgemeinen mehr und mehr der Antiqua. In Deutschland fand sie an den Brüdern Grimm und deren Anhängern entschiedene Gegner und ist beim Druck von wissenschaftlichen, nur auf Gelehrtenkreise berechneten Werken ziemlich außer Gebrauch gekommen (etwa 60–70 Proz. werden jetzt mit Antiqua gedruckt); in Zeitungen und in der schulwissenschaftlichen und Volksliteratur behauptet sie dagegen noch das Feld. In der Schönschreibekunst heißt auch die sogen. Kanzleischrift F.-Figürlich: F. sprechen, grob werden.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.