Forelle

Forelle

Forelle, Name einiger Fischarten aus der Gattung Lachs (Salmo Art.), die sich durch die Bezahnung des hintern Stiels des Pflugscharbeins von den echten Lachsen unterscheiden. Die Meerforelle (Weißforelle, in Norddeutschland Lachsforelle genannt. Salmo trutta L.), bis 1 m lang, bis 15 kg schwer, ist der Seeforelle sehr ähnlich, nur ist ihr Kopf kleiner, die Schuppen sind größer und die Zähne schwächer; auf dem Rücken ist sie blaugrau, an den Seiten silberig, sparsam schwarz gefleckt oder ungefleckt, unterseits weiß, die paarigen Flossen und die Afterflosse sind farblos, die übrigen grau; in der Jugend ist sie an den Körperseiten orangegelb gefleckt. Sie lebt an den Küsten der Ost- und der Nordsee, des nördlichen Atlantischen Meeres und des Eismeeres, steigt im Mai, Juni, Juli in die Flüsse, aber nicht so weit wie der Lachs, laicht im November und Dezember und geht im Frühjahr ins Meer zurück. Dauernd unfruchtbare Exemplare haben dieselbe Lebensweise wie die unfruchtbaren Lachse und werden auch von diesen gar nicht unterschieden (Strandlachs, unechter Lachs der Ostsee). Sie läßt sich auch in Seen, Teichen und Küstenflüssen ansiedeln, ihr Fleisch ist dem des Lachses gleichwertig und wird namentlich in Skandinavien sehr hoch geschätzt. Eine im süßen Wasser tiefer Seen stationär gewordene und nicht mehr wandernde Form der Meerforelle ist die Seeforelle (Rheinanke, Rheinlanke, Lachsforelle, Grundforelle, Grundföhre, S. lacustris L., s. Tafel »Fischzucht I«, Fig. 6), bis 1 m lang und 25–30 kg schwer, mit gestrecktem Körper, großem Kopf, kurzer, abgestumpfter Schnauze, ist auf dem Rücken grün- oder blaugrau und wie an den silberigen Seiten mit runden oder eckigen schwarzen Flecken, auf der Unterseite silberweiß. Die Flossen sind grau, die Rückenflosse schwarz gefleckt. Die Seeforelle variiert sehr stark nach Aufenthaltsort und Jahreszeit, und namentlich weicht die sterile Form (Schwebforelle, Schwebföhre, Silberlachs, Maiforelle) sehr erheblich ab. Sie bleibt schlanker, ist viel weniger schwarz gefleckt u. wird 78 cm lang und 15 kg schwer. Sie bewohnt die Seen der Alpen und Voralpen, lebt in bedeutenden Tiefen, nährt sich von andern Fischen und geht im September gesellschaftlich in die Flüsse, um zu laichen. Hier wird sie erst nach einiger Zeit geschlechtsreif, wobei sich die Männchen unter Schwartenbildung sehr dunkel färben. Zum Ablegen der erbsengroßen gelben Eier wühlen sie in kiesigem Grunde reißender Flüsse muldenförmige Gruben und kehren dann in die Seen zurück, wohin die Jungen im zweiten Winter ihres Lebens folgen. Die Seeforelle gedeiht auch in tiefen, quellenreichen, kiesgrundigen Teichen. Das Fleisch ist sehr geschätzt. Die Bachforelle (Teich-, Wald-, Stein-, Alp-, Gold-, Weiß-, Schwarzforelle, S. Fario L., s. Tafel »Fischzucht I«, Fig. 7, 11–13), ausnahmsweise bis 90 cm lang und 6 kg schwer, mit sehr gedrungenem Körper, kurzer, abgestumpfter Schnauze, auf dem olivengrünen Rücken und den gelbgrünen Seiten mit schwarzen und orangeroten, zuweilen bläulich umrandeten Flecken, unterseits messinggelb; die Rückenflosse ist meist olivengrün, die paarigen Flossen und die Afterflossen sind weingelb, häufig schwarz pigmentiert, auch gefleckt. Die Färbung des ganzen Fisches und selbst die des Fleisches variiert ungemein nach Wohnort und Geschlechtsverhältnissen von intensivem Rosenrot bis zur Farblosigkeit. Sie lebt in Europa und Kleinasien in klarem, fließendem, luftreichem Wasser, in Alpenseen bis 2000 m ü. M. und gedeiht auch in quellenreichen Teich en. Sie wandert nicht wie die andern Arten, laicht von Mitte Oktober bis Dezember, und während dieser Zeit entstehen bei beiden Geschlechtern eigentümliche Hautwucherungen. Zum Ablegen der Eier macht sie seichte Vertiefungen, und nach der Befruchtung bedeckt sie dieselben leicht. Auch von ihr sind sterile Formen bekannt. Sie schwimmt höchst gewandt und schnell, ist sehr scheu und vorsichtig und nährt sich von Insekten, Würmern, Egeln, Schnecken und Fischen. Ihr Fleisch ist ungemein zart und seit Ausonius hoch geschätzt. Bei uns gilt die Bachforelle als feinster Tafelfisch, das Fleisch ist am schmackhaftesten von April bis September; am besten wird der Fisch blau gekocht und mit frischer Butter und etwas Zitrone serviert oder gebacken. Am geeignetsten für die Tafel sind Fische von 0,25–0,5 kg; kleinere zu verspeisen, ist eine arge Unsitte. Alle Forellen werden eifrig und erfolgreich gezüchtet, um Küstenflüsse, Bäche, Seen u. Teiche mit ihnen zu bevölkern. Die Regenbogenforelle (S. irideus Gibbons), 60 cm lang, der Bachforelle ähnlich, oberseits dunkelgrau, an den Seiten heller, bläulich, mit rosarotem Hauch, an der Kehle hellblau, nach dem Bauch zu weiß, oberseits und auf den Flossen schwarz gefleckt, lebt im westlichen Nordamerika von Kalifornien bis Oregon und wird jetzt in deutschen Fischzuchtanstalten gezüchtet. Sie übertrifft die Bachforelle an Wachstums- und Vermehrungsvermögen, an Lebenskraft und Ausdauer. Vgl. Weeger, Aufzucht der Forellen und der andern Salmoniden (3. Aufl., Wien 1896); Dießner, Die künstliche Zucht der F. (2. Aufl., Neudamm 1901); Wobst, Die Forellenzucht in Teichen (Schmallenberg 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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