- Farina [2]
Farina, 1) Johann Maria, Fabrikant des Kölnischen Wassers (Schlagwasser, Eau de Cologne) und angeblich Erfinder desselben, geb. 1685 in Santa Maria Maggiore im Tal Vigezza (Distrikt Domodossola), ließ sich 1709 in Köln nieder, handelte daselbst mit Kurzwaren, Kunstsachen und Parfümerien, verschaffte seinem Eau de Cologne einen bedeutenden Absatz und starb 1766. Das Geheimnis der Fabrikation ging auf seinen Neffen, mit dem er zuletzt assoziiert war, über, und dessen Enkel Johann Maria F. (gest. 27. Febr. 1892) wurde 1841 Chef des Hauses, das in der Firma die nä here Bezeichnung »gegenüber dem Jülichsplatz« führt. Das Fabrikat gewann die weiteste Verbreitung und den jetzt gebräuchlichsten Namen durch die Franzosen im Siebenjährigen Kriege. Neben dem ersten Fabrikat tauchten aber auch viele andre auf, und 1819 bestanden in Köln 60 Fabriken von Kölnischem Wasser, die meist unter dem Namen F. betrieben wurden, während nur drei Fabrikanten diesen Familiennamen besaßen. Als dies durch die preußischen Gerichte 1828 für ungesetzlich erklärt worden war, gingen einige Fabriken ein oder änderten die Firma; andre aber gingen nach Italien und schlossen dort mit Leuten, namens F., Verträge zur Gründung von Kölnischwasser-Fabriken, wobei jene nur den Namen herzugeben hatten. Später löste man die Verträge wieder und stipulierte, daß dem Kölner Associé die Firma verbleiben sollte. Auch gegenwärtig bestehen in Köln noch viele Fabriken unter dem Namen F., und in zahlreichen Prozessen ist die Berechtigung der einen oder der andern Firma, ihr Fabrikat als das echte zu bezeichn en, bestritten worden. Man hat auch die Erfindung durch einen F. geleugnet und angegeben, daß Paul de Feminis das Parfüm um 1690 aus Mailand nach Köln gebracht, dort zuerst unter dem Namen Eau admirable verkauft und das Geheimnis Johann Anton F. (zur Stadt Mailand) hinterlassen habe. Es ist aber festgestellt worden, daß vor 1709 weder der Name F. noch de Feminis im Stadtarchiv vorkommt.
2) Salvatore, ital. Schriftsteller, geb. 10. Jan. 1846 in Sorso (Provinz Sassari), studierte die Rechte und promovierte 1868, ging aber dann in Mailand zur literarischen Laufbahn über und errang sofort die Gunst der Leser. Von ihm sind erschienen: »Due amori« (1869); »Un segreto« (1870); »Fiamma vagabonda« (1872; neu überarbeitet u. d. T.: »Frutti proibiti«, 1878); »Il romanzo di un vedovo« (1872); »Il tesoro di Donnina« (1873); »Fante di picche« (1873); »Amore bendato« (1875); »Racconti e scene« (1875); »Un tiranno ai bagni di mare« (1875); »Capelli biondi« und »Dalla spuma del mare« (1876, mit andern übersetzt von Borchers: »Novellen«, Leipz. 1876, 3 Bde.); »Oro nascosto« (deutsch, das. 1878; ital. 1881 erschienen); »Mio figlio« (1879 bis 1881; deutsch von E. Dohm und H. Hoffmann, Berl. 1884, 2 Bde.); »Il Signor Io« (1882); »Fra le corde d'un contrabasso« (1882); »Amore ha cent' occhi« (1882); »Una quaresima« (1883); der Novellenzyklus »Si muore« (1884–91); »Pe'begliocchi della gloria« (1887); »I due desiderii« (1889); »Don Chisciottino« (1890); »Più forte dell' amore« (1890); »Perchè ho risposto no« (1892); »Amore bugiardo« (1893); »Che dirà il mondo« (1893); »Carta bollata« (1894); »Il numero 13« (1895); »Madonnina bianca (Vanitas)« (1897); »Fino alla morte« (1902) u. a. Auch von seinen neuern Novellen wurden mehrere ins Deutsche übersetzt. F. zeichnet sich aus durch anmutige und tief gemütvolle Schilderung des Kleinlebens; dies und ein gewisser Humor haben ihm mit Recht den Namen des »italienischen Dickens« eingebracht. Vgl. H. Grimm, Essays, vierte Folge (Berl. 1880); Samosch, Ariosto als Satiriker und italienische Porträts (Mind. 1891).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.