- Religionswissenschaft
A. Die protestantische Mission.
1. Deutsche Gesellschaften (Ende 1904).
Dazu kommen noch der Breklumer (1877) und der Neuenkirchener (1881) Missionsverein, der Verein der Hannoverschen Freikirche (1892), der von der Pilgermission zu St. Chrischona in Basel gegründete Verein (1895) und mehrere Vereinigungen, die speziell China missionieren, der Berliner Frauenverein (1850), die Deutsche China-Allianzmission (1889), die Kieler Chinamission (1897), die Deutsche Blindenmission unter dem weiblichen Geschlecht (1890) und die Chinamission Liebenzell (1899). Speziellere Ziele verfolgen auch der Berliner Frauenverein für christliche Bildung des weiblichen Geschlechts im Morgenlande (1842), der Jerusalemverein (1852) und zwei erst kürzlich entstandene Mohammedanermissionen, die Deutsche Orientmission und die Sudân-Pioniermission. Im ganzen wirken jetzt 1024 deutsche protestantische Missionare auf 3037 Haupt- und Nebenstationen unter etwa 470,000 Heidenchristen; die Ausgabe beträgt über 8 Mill. Mk. Im Laufe des letzten Jahrzehnts hat sich die Zahl der deutschen Missionare ungefähr um 300, die der Heidenchristen in ihrer Pflege um 200,000 und die Einnahme um fast 2 Mill. Mk. vermehrt.
Behufs der Pflege des heimatlichen Missionslebens sind seit Ende der 1870er Jahre eine Reihe (jetzt etwa 20) Provinzial-, bez. Landes-Missionskonferenzen begründet worden, deren Aufgabe darin besteht, die heimatlichen Missionsarbeiter, in erster Linie die Pastoren, in Kenntnis und Verständnis der Mission wie in die praktische Arbeit für sie in den Gemeinden einzuführen.
2. Englische Gesellschaften.
Die erste Missionsgesellschaft wurde zwar bereits 1640 gegründet, doch begann eine eigentliche Missionstätigkeit erst 1792 mit der Stiftung der Baptist Society for propagating the gospel amongst the heathen, der 1795 die London Missionary Society und 1799 die Church Missionary Society folgten. Gegenwärtig bestehen neben zahlreichen Hilfsmissionsgesellschaften 40 selbständige Vereine für Zwecke der Mission mit 2870 männlichen Missionaren und 1440 unverheirateten Frauen. Die Jahreseinnahme beziffert sich auf 31 Mill. Mk.
3. Nordamerikanische Gesellschaften.
Die erste Missionsgesellschaft wurde bereits 1787 in Pennsylvanien gegründet; jetzt gibt es in den Vereinigten Staaten 49 selbständige Gesellschaften, wozu noch 4 Gesellschaften in Kanada kommen mit 1980 männlichen Missionaren, 1370 unverheirateten Missionarinnen und einer Jahreseinnahme von 21 1/2 Mill. Mk.
4. Niederländische Gesellschaften.
Die erste Missionsgesellschaft, die Neederlandsche Zendelinggenootschaft, wurde 1797 gegründet. Danach entstanden noch 11 weitere Missionsvereine, darunter Hilfsvereine für die Brüdergemeinde und die Rheinische Mission, die vor allem in Niederländisch-Indien mit 65 Missionaren wirken und jährlich 600,000 Mk. aufbringen.
5. Französische Gesellschaften.
In Paris wurde 1824 die Société des missions évangeliques gegründet, die jetzt 120 Missionare auf den Gesellschaftsinseln, in Afrika und Madagaskar beschäftigt und eine Jahreseinnahme von 800,000 Mk. hat. 1874 erhielt die französische Schweiz eine selbständige Mission, die sich Nordtransvaal und das portugiesische Küstenland an der Delagoabai als Arbeitsfeld erwählte und bei einer Einnahme von 170,000 Mk. 21 Missionare unterhält.
6. Skandinavische Gesellschaften.
Die skandinavischen Missionen (in Grönland, Indien, China, Natal, Madagaskar) beschäftigen 190 Missionare und verfügen über eine Jahreseinnahme von etwa 2 Mill. Mk. In Finnland wurde 1859 die Finnische Missionsgesellschaft gegründet, die jetzt in Deutsch-Südwestafrika und China mit einer Einnahme von 160,000 Mk. und 13 Missionaren arbeitet.
7. Andre Gesellschaften.
In den Kolonien und den heidenchristlichen Kirchen, namentlich in Australien und Ozeanien, in Indien, in Südafrika, in Westindien und in Hawaï bestehen außerdem noch 24 Missionsgesellschaften mit 370 Missionaren und einer Einnahme von 4 Mill. Mk.
Einen gewaltigen Aufschwung hat die evangelische Missionstätigkeit vor allem seit etwa 1875 genommen; seitdem hat die Zahl der Missionare und die Missionseinnahme sich fast verdreifacht. Neben dem Missionserfolg und dem wachsenden Verständnis hat namentlich auch das koloniale Interesse dazu beigetragen. Gegenwärtig bestehen 175 selbständig aussendende evangelische Missionsgesellschaften, von denen freilich kaum 60 mehr als 20 Missionare unterhalten. Im ganzen zählt man (Ende 1903) 6800 Missionare und 3250 unverheiratete Missionarinnen bei einer Einnahme von etwa 68 Mill. Mk.
B. Die katholische Mission.
Eine zuverlässige Statistik der katholischen Mission ist nicht zu geben, da die Angaben nicht einheitlich sind (vgl. Baumgarten, Das Wirken der katholischen Kirche auf dem Erdenrund, Münch. 1902, Vorwort). Hinsichtlich der Missionsorgane ist zu scheiden zwischen den freien Missions vereinen, die zum Zweck der Sammlung von Mitteln sich gebildet haben, und den unter der Congregatio de propaganda fide vereinigten missionierenden Orden und Kongregationen, die das Missionspersonal stellen. Erstere, unter denen der Xaveriusverein (s.d.) der bedeutendste ist, bringen jährlich etwa 10 Mill. Mk. zusammen; letztere repräsentieren (End.1903) etwa ein Gesamtpersonal von 14,000 Köpfen, darunter 5800 Missionspriester.
C. Der Missionserfolg.
Die gesamte evangelische Mission zählt in
Amerika 8422500 Christen Afrika 1123000 Christen Asien 1808000 Christen Ozeanien 293000 Christen 11646500 Christen
oder die Negerchristen abgerechnet: 4,421,500 Christen.
Die katholische Heidenmission zählt in
Amerika 633000 Christen Afrika 531000 Christen Asien 3374500 Christen Ozeanien 95000 Christen 4633500 Christen
oder die Negerchristen abgerechnet: 4,473,500 Christen.
Religions- und Missionskarte der Erde.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.