- Christian von Troyes
Christian von Troyes (Chrestien, Chrétien oder Crestien von Troyes), altfranz. Romanschreiber, über dessen Leben nur so viel bekannt ist, daß er am Hofe der Gräfin Marie von Champagne lebte und zuletzt mit dem Grafen Philipp von Elsaß und Flandern (gest. 1191) in Beziehung stand. Er hat die Arturromane in die Mode gebracht und war der beliebteste Erzähler des französischen Mittelalters. Sein erstes Werk (»Tristan«) ist verloren, von seinen Übersetzungen aus »Ovid« nur die »Philomele« erhalten. Außerdem haben wir von ihm fünf Minnelieder, den von Hartmann v. Aue deutsch bearbeiteten »Erec«; den »Cligés«, dessen deutsche Übersetzung von Konrad Fleck bis auf ein Bruchstück verloren ist; den »Lancelot oder Karrenritter« (um 1170), an dessen Abfassung die Gräfin Marie lebhaften Anteil nahm, dessen Vollendung Christian jedoch seinem Freund Godefroi de Leigni überließ; den »Yvain oder Löwenritter« (deutsch bearbeitet von Hartmann v. Aue); den »Wilhelm von England« und als letztes Werk den »Perceval oder Conte del Graal«, der zu Wolframs »Parzival« in einer nicht völlig aufgehellten Beziehung steht. Das letzte Werk, das im Auftrag des Grafen Philipp unternommen wurde und unvollendet blieb, wurde nach Christians Tod von mehreren Dichtern fortgesetzt. In seiner Gesamtausgabe von Christians Werken hat W. Förster den »Erec«, »Cligés«, »Yvain«, »Lancelot« und »Wilhelm« erscheinen lassen (Halle 1884–99, 4 Bde.). Der »Perceval« ist von Potvin (Mons 1867–72, 6 Bde.) herausgegeben. Vgl. Holland, Crestien von Troies, eine literargeschichtliche Untersuchung (Tübing. 1854); Potvin, Bibliographie de Chrestien de Troyes (Brüss. 1863); Emecke, Chrestien von Troyes als Persönlichkeit und als Dichter (Würzb. 1892).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.