- Cattanĕo
Cattanĕo, 1) Danese, ital. Bildhauer, Architekt und Dichter, geb. 1509 in Colonnata bei Carrara, gest. 1573 in Padua, Schüler Sansovinos, näherte sich bereits dem Barockstil, wie das Grabmal des Dogen Loredano in San Giovanni e Paolo zu Venedig beweist. Reiner in den Formen ist ein Altar in der Kirche Santa Anastasia zu Verona. Er war auch an den plastischen Arbeiten für die Bibliothek und die Münze in Venedig beteiligt und schrieb: »L'amore di Marfisa«, Gedicht in 24 Gesängen.
2) Carlo, ital. Schriftsteller, geb. 1801, gest. 5. Febr. 1869, widmete sich der publizistischen Tätigkeit und gründete 1837 die angesehene Monatsschrift »Il Politecnico«, in der er auf die praktische Verwertung der Spekulation und der wissenschaftlichen Forschung drang. In der Politik vertrat C. den Gedanken eines italienischen Staatenbundes, dem auch die unter österreichischer Herrschaft stehenden Provinzen sich anschließen könnten. Als aber die Revolution von 1848 in Mailand losbrach, wirkte er in ihrem Sinn und wurde Präsident des Kriegsausschusses. Nach der Niederwerfung der Revolution floh C. in die Schweiz, wo er eine »Storia della revoluzione del 1848« schrieb. Nach seiner Rückkehr nahm er den »Politecnico« wieder auf (1860), blieb indes Republikaner und hielt an den föderalistischen Ideen fest, für die er auch in seinem »Archivio triennale delle cose d'Italia« (1850 bis 1855, 3 Bde.) gewirkt hatte. Als Garibaldi Sizilien und Neapel befreit hatte, berief er C. zu sich; dieser aber wollte die Autonomie der befreiten Provinzen aufrecht erhalten wissen. Mehrfache Wahlen ins italienische Parlament lehnte er ab, weil er den Eid auf die monarchische Verfassung nicht leisten wollte. Sammlungen seiner Schriften sind: »Alcuni scritti di Carlo C.«, »Scritti scelti editi ed inediti di Carlo C.« (Mail. 1846, 3 Bde.), »Opere edite ed inedite« (Flor. 1881–92, 7 Bde.), »Scritti politici ed epistolario« (das. 1892–1901, 3 Bde.) und »Scritti storici, letterari, linguistici, economici« (Mail. 1898). Vgl. Zanoni, Carlo C. nella vita e nelle opere (Rom 1898).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.