- Calhoun
Calhoun (spr. käll-hūn), John Caldwell, nordamerikan. Staatsmann, geb. 18. März 1782 im Distrikt Abbeville (Südcarolina), gest. 31. März 1850 in Washington, von irischen Eltern abstammend, ward 1807 Advokat in Abbeville, wurde 1807 in die Legislatur von Südcarolina und 1811 in den Kongreß gewählt, wo er als Führer der Kriegspartei Vorsitzender des Ausschusses für die auswärtigen Angelegenheiten wurde. Der Tarif von 1816, der die südlichen Staaten begünstigte, war sein Werk. 1817 wurde er von Monroe zum Kriegsminister ernannt, und nach dessen Rücktritt (1824) erhielt er das Amt eines Vizepräsidenten, das er auch unter den Präsidenten Adams und Jackson behielt. Als aber die Nord- und Weststaaten 1828 ein neues Tarifgesetz mit hohen Schutzzöllen durchsetzten, das den Interessen der freihändlerisch gesinnten Südstaaten widerstritt und Präsident Jackson dagegen kein Veto ein legte, reiste C. nach Südcarolina und veranlaßte die berüchtigten Nullifikationsbeschlüsse, wonach jeder Staat der Union berechtigt sein sollte, Akte der Bundesregierung für ungültig zu erklären, die auf Mißbrauch der ihr von den angeblich souveränen Einzelstaaten delegierten Gewalt beruhten. Da diese Beschlüsse auch von Virginia, Georgia und Alabama angenommen wurden, schien der Bürgerkrieg unvermeidlich. Präsident Jackson erließ jedoch eine Proklamation gegen die Nullifikation und sendete Truppen nach Südcarolina, bewog aber zugleich durch Milderung des Tarifs die vier Staaten zur Nachgiebigkeit. C. legte sein Amt als Vizepräsident nieder, wurde bald darauf wieder in den Senat gewählt und blieb fortan der eifrigste Verteidiger der Interessen der Südstaaten und der Sklaverei. 1838 hielt er eine berühmte Rede gegen den Abolitionismus. 1841 vom Präsidenten Tyler zum Staatssekretär ernannt, bewirkte er die Annexion von Texas und half den Krieg gegen Mexiko schüren. Als danach zwischen den Nord- und Südstaaten ein Streit entstand wegen der Organisierung des gewonnenen Landes, forderte C., obwohl durch Krankheit gebrochen, im Senat für den Süden geradezu die Trennung von der Union. Eine zweite, weit drohendere Rede arbeitete er schriftlich aus und ließ sie verlesen. Er war ein staatsmännisches Genie, in seinem Privatleben fleckenlos. Seine Werke wurden herausgegeben von Cralle (New York 1853–54, 6 Bde.). Vgl. v. Holst, John C. C. (Boston 1882); Elliott, Die Staatslehre J. C. Calhouns (Leipz. 1902).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.