- Brenner [4]
Brenner, 1370 m hoher Alpenpaß, der die Stubaier gegen die Zillertaler Alpen begrenzt und die Wasserscheide zwischen Sill (zum Inn) und Eisack (zur Etsch), somit zwischen dem Schwarzen und Adriatischen Meer, bildet. Über den B. führte bereits zu den Zeiten der Römer eine Straße von Italien nach Deutschland. 1772 wurde dieselbe neu hergestellt und ist seither als die niedrigste, zu allen Zeiten passierbare große Alpenstraße viel befahren worden. Auf der Paßhöhe liegt südlich vom kleinen Brennersee das Postgasthaus B. und weiter südlich das alte Brennerbad sowie das neue Wildbad B. (23°). Gegenwärtig führt über den Paß die am 17. Aug. 1867 eröffnete Brennerbahn. Dieselbe wurde seit 1864 von der Österreichischen Südbahngesellschaft nach Etzels Entwürfen erbaut. Sie hat von Innsbruck bis Bozen eine Länge von 129 km. Ihre größte Steigung beträgt auf der nördlichen Seite 1: 40, auf der südlichen Seite 1:44. Die Bahn durchbricht vorherrschend Porphyr und Tonglimmerschiefer, sonach schwer zu bearbeitende, unzuverlässige Gesteinsarten. An zwei Stellen verläßt sie das Haupttal, indem sie in das Schmirner Tal und jenseit der Paßhöhe in das Pflerschtal abschweift und dabei gewaltige Kurven beschreibt, an deren Ende sie sich in Kehrtunnels wendet. Wegen der Terrainschwierigkeiten mußte die Bahn an zahlreichen Stellen im Innern des Berges geführt werden. Daher die große Anzahl von Tunnels (im ganzen 27, der größte 950 m lang), während größere Brücken und Viadukte fast gänzlich fehlen. Die Paßhöhe selbst überschreitet die Bahn unter freiem Himmel. In kommerzieller Hinsicht ist die Brennerbahn von großer Wichtigkeit, da sie die kürzeste Verbindung zwischen dem mittlern Deutschland und Italien bildet Bei der Station Franzensfeste verbindet sich mit ihr die von Marburg über Villach kommende (Pustertal-) Bahn. Vgl. Penck, Der B. (in der »Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins«, 1887); touristische Schilderungen von Noë, v. Schweiger-Lerchenfeld u. a.; B. Riehl, Die Kunst an der Brennerstraße (Leipz. 1898); Wanka v. Rodlow, Die Brennerstraße im Altertum und Mittelalter (Prag 1900).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.