Bockkäfer

Bockkäfer

Bockkäfer (Holzböcke, Longicornia Latr., Cerambycidae Leach), Käferfamilie, Insekten mit langem Körper, oft sehr langen, borstenförmigen Fühlern und Endsporen an den Schienen aller Beine. Die Familie umfaßt über 7500 Arten, meist große, farbenprächtige Käfer, die am reichlichsten in den Tropen vertreten und häufig mit Haarbüscheln, Zahnfortsätzen etc. geschmückt sind. Bei der Berührung erzeugen die meisten Arten durch Reiben des Kopfes und Prothorax ein deutlich vernehmbares Geräusch (Geigen). Die lebhaft gefärbten B. findet man an warmen Tagen auf Blumen, an fastspendenden Stellen von Baumstämmen und an in Wäldern aufgespeichertem Klafterholz. Manche düster gefärbte Arten verlassen erst bei der Dämmerung ihre Schlupfwinkel. Die Larven sind langgestreckt, niedergedrückt, mit undeutlichen oder fehlenden Augen und sehr kleinen, dreigliederigen Fühlern, ohne oder mit sehr kleinen Beinen; sie leben in angegangenem Holz, die kleinern auch in Stengeln und Wurzelstöcken krautartiger Gewächse. Zu den plumpern, mehr kurzbeinigen Prioniden (Prionidae Leach) gehört der auf Eichen und Buchen lebende, 3–4 cm lange, oberseits pechbraune, dicht gerunzelte, unterseits gelb, filzig behaarte Gerber (Prionus coriarius L.); seine Larve lebt mehrere Jahre in mulmigem Holz. Höchst seltsam ist Hypocephalus armatus Desm. in Brasilien (s. Tafel »Käfer I«, Fig. 21), einer Maulwurfsgrille ähnlich, mit sehr großem Prothorax, abgestutztem Hinterleib und kolossal entwickelten Hinterbeinen. Ferner gehört hierher Macrodontia cervicornis L. (Fig. 22) in Brasilien, bis 14 cm lang; zu den Cerambyciden (Cerambycidae Leach) der glänzend schwarze Spießbock (Eichenbock, Cerambyx Heros L.), fast 5 cm lang, mit mehr als körperlangen Fühlern, höckerig gerunzeltem Thorax, glänzend schwarz, unterseits fein seidenhaarig, auf den Flügeldecken pechbraun. Er ist überall in Europa häufig, seine Larve lebt 3–4 Jahre im Holz alter Eichen und frißt sehr weite Gänge; der Käfer erscheint nur nach Sonnenuntergang und schwärmt sehr kurze Zeit. Der Weidenbock (Moschusbock, Aromia moschata L., s. Tafel »Käfer II«, Fig. 30), 2,6–3 cm lang, mit sehr höckerigem Halsschild, metallisch grün, verbreitet einen intensiven, moschusartig aromatischen Geruch; seine Larve lebt in Weiden. Hierher gehört auch der Alpenbock (Rosalia alpina L., s. Tafel »Käfer II«, Fig. 28), Purpuricenus Koehleri Fabr. (Fig. 32), der Widderbock (Clytus arietis L., Fig. 34), und von außereuropäischen Sternotomis lactator in Ostafrika (Fig. 23), Clymatostoma lactoguttata auf Madagaskar (Fig. 24). Zur Gruppe der Molorchini mit stark geneigter Stirn, meist abgekürzten oder klaffenden Flügeldecken gehört der Wespenbock (Molorchus major L., s. Tafel »Käfer I«, Fig. 33). Zu den Lamiarien (Lamiariae Leach), deren Stirn senkrecht abfällt, und deren Taster in ein zugespitztes Endglied auslaufen, gehört der rötlich aschgraue, 1,7 cm lange Zimmerbock (Astynomus aedilis L.), mit 8 cm langen, dunkel geringelten Fühlern und querem Halsschild mit Seitendornen und vier gelben Punkten, der sich im Frühjahr an frisch gefällten Kiefernstämmen zeigt und häufig in die Häuser verschleppt wird. Seine Larve lebt hinter der Rinde abgestandener Kiefern. Der Pappelbock (Saperda carcharias L.), 3 cm lang, mit walzigem, querem Halsschild ohne Buckel und Dornen, graugelb, filzig behaart, legt seine Eier in Rindenrisse von Pappeln und Weiden; seine Larve durchwühlt das Holz bis auf den Kern und wird oft sehr schädlich. Der bedeutend kleinere, grünlichgrau, filzig behaarte, auf dem Halsschild gelbgestreifte, auf den Flügeln gelbgefleckte Espenbock (S. populnea L.) lebt als Larve in der Zitterpappel. Hierher gehört auch Astathes splendida F. (s. Tafel »Käfer I«, Fig. 25) auf Sumatra. Zu den Lepturiden (Lepturidae) mit halsartig eingeschnürtem, meist schnauzenartig verlängertem Kopf gehören der Schmalbock (Strangalia armata Herb., s. Tafel »Käfer I«, Fig. 29), Pachyta quadrimaculata L. (Fig. 31), Rhagium inquisitor Fabr. (Fig. 41 u. 42).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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