Zunftgebräuche

Zunftgebräuche

Zunftgebräuche, volkstümliche Zeremonien, öffentliche Auszüge, Spiele und Tänze, die der Sage nach bestimmten Gewerken oder Gilden für ewige Zeiten gestattet worden seien, weil ihre Angehörigen in Notzeiten hervorragende Dienste geleistet hätten. Diese Z. sind indessen auf uralte Volksgebräuche, wie z. B. auf die Schwertertänze der germanischen Frühlingsfeier oder jenen großen Umzug des Isisschiffes auf Rädern, den alle Küstenstädte ehemals bei Eröffnung der Schiffahrt feierten, auf die Maiumzüge etc., zurückzuführen. Hierher gehören die ehemals in vielen Städten üblichen Schwerttänze der Messerschmiede und Schwertfeger, das 1539 vom Rat aufgehobene Schönbartlaufen in Nürnberg, der Umzug der Metzger mit dem Fastnachtsochsen, das Fahnenschwingen der Egerer Metzger und Tuchmacher und der Schäfflertanz und Metzgersprung der Münchener. Mehr den Charakter eines allgemeinen Volksfestes hat das Sechseläuten in Zürich angenommen, das am Montag nach der Frühlingsnachtgleiche stattfindet und nach dem Umstande benannt ist, baß an diesem Tage zum erstenmal die Abendglocke geläutet wird. An ihm nehmen alle Gilden in ihren volkstümlichen Trachten mit ihren Emblemen und allerlei Schaustücken teil. Der in vielen niederländischen Städten und mit besonderer Pracht in Antwerpen am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt gefeierte Ommegane (Umgang) erinnert stark an die alten Schiffsumzüge und anderseits an Fastnachtsgebräuche. In dem niederländischen Ommegane bilden Riese und Riesin, die jede größere Stadt in besonderer Ausstattung bewahrt, das Hauptstück, dazu kommen volkstümliche Figuren, wie Roland, die vier Haimonskinder, der große Drache etc. Auch fehlt das Schiff selbst nur selten in dem Aufzug. Ebenso kehren gewisse Scherze, wie spritzende Delphine u. dgl., meist überall wieder.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Handwerk — Handwerk, Gesamtbezeichnung derjenigen Gewerbe, in denen unter Anwendung einfacher Werkzeuge vornehmlich mit der Hand gewirkt wird (daher der Name), im wesentlichen gleichbedeutend mit gewerblichem Kleinbetrieb, der unmittelbar an die Konsumenten …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Ommegane — Ommegane, s. Zunftgebräuche …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schönbart — (Schembert, v. mittelhochd. schëme, »Maske, Larve«), Bartmaske, daher das sog. Schönbartlaufen, eine der Metzger und Messererzunft von Nürnberg 1349 von Karl IV. gestattete Fastnachtslustbarkeit, die in einem glänzenden Maskenumzug mit… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Sechseläuten — Sechseläuten, Züricher Volksfest, s. Zunftgebräuche …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Umgang — (Ummegang), s. Ackerkulte und Zunftgebräuche …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Volksfeste — Volksfeste, Feierlichkeiten, an denen sich das Volk, wenn auch nur in einzelnen Ständen, Gewerken etc., selbsttätig beteiligt und ihnen dadurch, gegenüber dem kirchlichen oder obrigkeitlichen Charakter andrer Feste, ein volkstümliches Gepräge… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Zunft — Zunft, Bezeichnung der frühern fachgenossenschaftlichen Verbände von zum Gewerbebetrieb berechtigten Meistern eines Gewerbes oder nahe verwandter Gewerbe zwecks Förderung ihrer gemeinsamen sozialen, politischen, wirtschaftlichen, insbes. der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”