- Bewölkung
Bewölkung, die vollständige oder teilweise Bedeckung des Himmels mit Wolken. Zur Bezeichnung der Größe der B. denkt man sich alle Wolken nebeneinander vereinigt und schätzt ab, ein wie großer Teil des Himmels von dieser Wolkenmasse bedeckt werden würde. In den meteorologischen Tabellen wird die Größe der B. durch die Zahlen 0–10 (in Wetterkarten der Übersicht wegen durch 0–4) angegeben, so daß 0 einen wolkenlosen, klaren Himmel und 10 (4) einen ganz bewölkten Himmel bedeutet. Die Zahl 1 bezeichnet mithin, daß 1/10 des Himmels mit Wolken bedeckt und 9/10 klar sind etc. Die Dicke der Wolkenschichten wird durch einen der Bewölkungszahl oben beigefügten Exponenten (0 schwach, 1 mäßig, 2 stark) bezeichnet. Die B. hat eine tägliche und eine jährliche Periode. Erstere, durch den aufsteigenden Luftstrom verursacht, ist in den tropischen Gegenden das ganze Jahr hindurch kenntlich, während sie bei uns in den Wintermonaten wenig hervortritt, sich dagegen in den Sommermonaten deutlich ausprägt. Am Vormittag nimmt die B. zu, um oder bald nach Mittag ist sie am größten, und am Nachmittag und Abend nimmt sie wieder ab. Die Nächte sind daher meist klarer als die Tage. Die jährliche Periode der B. ist örtlich sehr verschieden, geht aber meist der des Niederschlages parallel. In den Kalmen (s. d.) besteht ein starker, aufsteigender, an Wasserdampf sehr reicher Luftstrom, und dieser ruft eine so starke Wolkenbildung hervor, daß man diese Gegend den Wolkenring genannt hat. Dieser äquatoriale Gürtel der Windstillen mit seinem Wolkenring verschiebt sich nach den Jahreszeiten etwas nach N. oder S. und gibt den Gegenden, über die er hinzieht, ihre größte B. Im Innern der großen Kontinente sind die Wintermonate klar, da die Luft in diesen vom Innern nach dem Meer zu abfließt, die Sommermonate dagegen wolkenreich, da die zu dieser Zeit herrschenden Winde Wasserdampf vom Meer herbeiführen. In Europa dagegen sind die Wintermonate, in denen südwestliche Winde vorherrschen, die wolkenreichsten, während die Sommermonate wegen der höhern Temperatur und geringern Feuchtigkeit heiterer verlaufen. Man charakterisiert auch die B. durch die Zahl der heitern (B. im Tagesdurchschnitt kleiner als 2) und trüben (B. größer als 8) Tage oder durch die Häufigkeit der einzelnen Stufen der B. Vgl. für alle methodologischen Fragen Kaßner, Bewölkungsverhältnisse von Tiflis (im Archiv der Seewarte, Hamburg 1898); Köppen und Meyer, Häufigkeit der verschiedenen Grade der B. etc. (ebenda, 1893).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.