Wallonen

Wallonen

Wallonen, die zur romanischen Völkerfamilie gehörige, den Franzosen verwandte Nation, welche die belgischen Provinzen Hennegau, Namur, Lüttich und teilweise Luxemburg sowie das südliche Brabant, ferner Teite der franz. Departements Nord und Ardennen und einige Ortschaften um Malmedy in Rheinpreußen bewohnt. Die W. stammen von den alten gallischen Belgiern ab, die sich mit römischen Elementen vermischten. Sie sind von gedrungenem, mittelgroßem, kräftigem Körperbau, haben häufig dunkles Haar und dunkle Augen und übertreffen an Regsamkeit, Gewandtheit und Anstelligkeit ihre flämischen, an Ausdauer und Fleiß ihre französischen Nachbarn. In Belgien (s. d., S. 594) wird ihre Zahl auf 2–3 Mill. veranschlagt. S. Karte »Belgien« (Sprachgebiete). Die Sprache der W. ist in ihrem Grundstock echt romanisch, hat aber einiges vom Niederländischen und Niederdeutschen aufgenommen. Sie ist reich an Metaphern, witzig, voller Onomatopöien und hat in ihrem Alphabet neben v und c noch w und k, wie im Deutschen. Bis ins 15. Jahrh. zur Abfassung von Chroniken u. dgl. benutzt, wurde sie dann dem Französischen genähert und durch dieses ersetzt. Die Patoisliteratur beginnt im 17. Jahrh. Das erste Drama war »Li voege di Chaudfontaine« (1757) von Hamal, dem mehrere andre sich anschlossen. Von Neuern sind Simonon (»Poésiesen patois de Liége«, Lüttich 1845) und Defrécheux (»Œuvres complètes«, das. 1845) zu nennen. Vgl. Grandgagnage, De l'origine des Wallons (Lütt. 1852), Vocabulaire des noms wallons, etc. (2. Aufl., das. 1857) und Dictionnaire étymologique de la langue wallone (Bd. 1 u. 2, das. 1845–51; Bd. 3 von Scheler, 1880); Henaux, Études historiques du pays wallon (das. 1843); Dejardin, Dictionnaire des ›spots‹ ou proverbes wallons (das. 1863); Forir, Dictionnaire liégeois-français (das. 1866–74, 2 Bde.); van der Kindere, Recherches sur l'ethnologie de la Belgique (Brüssel 1872); Wilmotte, Le Wallon. Histoire et litterature (das. 1893); Demarteau, Le Flamand, le Wallon, etc. (Lüttich 1889); Monseur, Le folklore wallon (Brüssel 1892).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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