- Viskose
Viskose (Zellulosexanthogensäureester) wird aus Sulfitzellulose dargestellt, die man mit 1 proz. Salzsäure und nach dem Auswaschen mit Natronlauge und Schwefelkohlenstoff behandelt. Sie löst sich leicht in Wasser und dient zum Leimen des Papiers sowie in der Baumwollappretur. Mit Metallsalzen gibt sie verschiedenfarbige Niederschläge. Behandelt man Kattun mit Natronlauge und hängt ihn dann 12 Stunden in Schwefelkohlenstoffdampf, so wird er, ohne den Zusammenhang zu verlieren, viskosiert. Nach dem Spülen und Trocknen auf eine Glasplatte gespannt, bildet er nach zweitägigem Trocknen eine spröde, harte, dunkelbraune Platte (Viskosidplatte), die durch Einlegen in Essigsäure vollkommen durchsichtig wird, bei 100° sich durch Pressen etc. leicht formen, mit Chlorkalk bleichen und wie Kattun färben läßt, ohne die Durchsichtigkeit zu verlieren. V. kann durch Druck und Appretur auf Gewebe fixiert werden, um diese gegen Waschen widerstandsfähiger zu machen. Durch Mischen mit Papiermasse wird die Festigkeit der Produkte bedeutend erhöht. Durch Ausgießen der V. auf glatte Flächen und nachheriges Fixieren der Masse durch Kochen mit Kochsalz entstehen durchsichtige Films, die öl- und fettdicht sind und zu Einpackpapier, Herstellung künstlicher Blumen etc. Verwendung finden. Durch Koagulation von mit verschiedenen Pigmenten gemischter V. entstehen feste Massen, die Horn, Elfenbein etc. ersetzen können (Viskoid). Aus V. erhält man Fibrol, das zum Färben von Gips, Dachpappe etc. gut geeignet ist, weil es gut deckt und die gefärbten Gegenstände widerstandsfähig macht. Clysol, eine besondere Viskosemischung, dient zum Reinigen alter Anstriche. Durch Regeneration von Zellulose in Fadenform aus V. entsteht die Glanzzellulose oder Luftrose, die auf Kunstseide (s. d.) verarbeitet wird. Die regenerierte Zellulose bildet mit Fettsäuren sehr leicht Ester, von denen besonders das Zellulosetetracetat und das Tetrabutyrat hergestellt sind. Vgl. Margosches, Über die V. (Leipz. 1901).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.