Berufen

Berufen

Berufen (Beschreien), nach einem sehr verbreiteten Aberglauben eine Schädigung, die man sich selbst oder andern durch unvorsichtiges und übertriebenes Loben oder Bewundern, durch allzu bestimmte Hoffnung auf einen glücklichen Erfolg etc. zufügen kann. Im Glauben an den »Neid der Götter« brauchte man schon in Griechenland eine Anrufung an die Nemesis als Vorbeugungsmittel, oder rief in Rom bei unbedachtem Lob »praefiscine!« (»unberufen«) oder spie sich nach einem unbesonnenen oder übermütigen Ausdruck in den eianen Busen, und noch jetzt ist dreimaliges Ausspeien oder Klopfen an die Unterseite der Tischplatte zur Abwendung des Berufens im Volke sehr üblich. Die Schädigung durch B. wurde mit derjenigen durch den »bösen Blick« (s. d.) von den Römern als fascinatio (griech. baskania) zusammengefaßt. Nahm man bei unheilbarem Siechtum der Kinder ein B. von seiten böser Leute als Ursache an, so wurden Räucherungen und Waschungen mit Beruf- oder Beschreikräutern (Erigeron Conyza, Stachys recta, Ptarmica und Pulicaria) vorgenommen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Berufen — Berufen, verb. irreg. act. S. Rufen. 1) Zu etwas rufen. Jemanden zu sich berufen, so fern solches schriftlich oder mittelbarer Weise geschiehet. Am häufigsten in engerer Bedeutung, zu einem Amte förmlich rufen oder einladen, besonders zu einem… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • berufen — ¹berufen 1. a) anstellen, anwerben, beschäftigen, bestellen, betrauen, einsetzen, einstellen, engagieren, ernennen, heranziehen, holen, nominieren, rufen, verpflichten; (bildungsspr.): designieren; (ugs.): anheuern; (veraltet): dingen; (Amtsspr.) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • berufen — berufen: Die Präfixbildung (mhd. beruofen) zu dem unter ↑ rufen behandelten Verb bedeutete zunächst »herbei , zusammenrufen, zu etwas rufen« (daher z. B. »jemanden in ein Amt berufen«, »eine Versammlung ‹ein›berufen«, vgl. auch »zu etwas berufen… …   Das Herkunftswörterbuch

  • berufen — V. (Mittelstufe) jmdn. in ein hohes Amt einsetzen Beispiel: Er wurde zum Direktor berufen. Kollokation: jmdn. zum Priesteramt berufen …   Extremes Deutsch

  • Berufen — Berufen, Beschreien, alter Ausdruck für das Herbeirufen geisterhafter Wesen; im jetzigen Aberglauben: mit Worten (bes. durch zu großes Lob) schädigen …   Kleines Konversations-Lexikon

  • berufen — ↑vozieren …   Das große Fremdwörterbuch

  • berufen — (sich auf etwas) beziehen; zitieren; anführen; ernennen * * * 1be|ru|fen [bə ru:fn̩], berief, berufen: 1. <tr.; hat (jmdm. ein Amt) anbieten; in ein Amt einsetzen: er wurde ins Ministerium, zum Vorsitzenden berufen. Syn.: ↑ anheuern (ugs …   Universal-Lexikon

  • berufen — be·ru̲·fen; berief, hat berufen; [Vt] 1 jemanden in / auf etwas (Akk) berufen; jemanden zu etwas berufen jemandem eine meist hohe, verantwortungsvolle Funktion übertragen ≈ jemanden zu etwas ernennen <jemanden in ein Amt, auf einen Lehrstuhl,… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • berufen — Sich etwas zum Beruf machen: sich dafür mit seiner Begabung und seinen Fähigkeiten einsetzen, etwas als seine eigenste Angelegenheit betrachten. Seinen Beruf verfehlt haben: trotz seiner Ausbildung nichts Rechtes leisten, ohne Interesse und… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • berufen — be|ru|fen (österreichisch auch für Berufung einlegen); sich auf jemanden oder etwas berufen …   Die deutsche Rechtschreibung

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