Valparaīso [2]

Valparaīso, 1) Hauptstadt der gleichnamigen chilen. Provinz (s. oben) mit (1903) 143,769 Einw. davon 11,000 Fremde (3000 Deutsche), unter 33°2' südl. Br., an einer gegen N. offenen, daher im Winter nicht sichern Bai, Ausgangspunkt der Transandinischen Bahn (über Santiago), am Fuß eines 520 m hohen, kahlen rotbraunen Hügelzugs (s. nebenstehenden Plan), hat 13,9° Jahrestemperatur (Sommer 16,6, Winter 11,4°) und 3501 mm jährliche Regenmenge an 25 Regentagen. Heftige Südwinde sind im Sommer häufig; gewaltige Erdbeben (20. Febr. 1835 und 16. Aug. 1906) zerstörten große Teile der Stadt (vgl. die Karte von V. in »Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin«, 1906, Tafel 9). Sie leidet unter dem Mangel an gutem Trinkwasser, besitzt aber Gas- und elektrische Beleuchtung sowie Trambahnen und besteht aus der an den Höhen hinaufsteigenden Altstadt El Puerto mit krummen, steilen Straßen, dem großartigen Zollhaus, riesigen Speichern, der Börse, Schiffswerften, dem durch einen Molo geschützten Hafen und der Hauptkirche an der Plaza de la Municipalidad, worauf ein Standbild Lord Cochranes, und dem östlichen, fast ganz in der Ebene liegenden Stadtteil, El Amendral, mit dem Theater (an der Plaza Victoria) und dem Bahnhof; weiter im O. der Stadtteil El Baron. Im Gegensatz zur Residenz-, Beamten- und Regierungsstadt Santiago ist V. durchaus Handelsstadt; die wenigen öffentlichen Gebäude dienen meist Handelszwecken.

Lageplan von Valparaiso.

Von den Kirchen sind einige protestantisch, unter diesen eine deutsche; auch eine deutsche Zeitung ist vorhanden. Von Schulen besitzt V. ein Lyzeum für Knaben, mit naturhistorischem Museum, ein solches für Mädchen, eine Schifffahrts- und eine Schiffsjungenschule, ein geistliches Seminar u. a. Von Wohltätigkeitsanstalten sind zu nennen das städtische Hospital, ein Armen- und ein Waisenhaus. Die Wiederherstellung der 1906 zerstörten Gebäude ist in die Wege geleitet; bei der Neugestaltung wird auf Schutz gegen Überschwemmungen und auf Verbesserung der hygienischen Verhältnisse besonders hingearbeitet. Die Industrie erstreckt sich hauptsächlich auf den Bau von Maschinen und Wagen, die Fabrikation von Zigarren und Mineralwässern, Zuckerraffinerie, Brauerei und Brennerei. Der Staat unterhält große Eisenbahnwerkstätten. V. ist der Mittelpunkt des Handels von ganz Chile; eingeführt werden Baumwoll- und Wollstoffe, Teppiche, Eisenbahnschienen und Eisenwaren, Kohle, Lichte, Tee, Schuhwerk, Bier, Zucker, ausgeführt Guano, Kupfer, Silber, Jod, Weizen, Leder, Gold. In dem mit eisernen Hafendämmen und Docks versehenen Hafen verkehren die Dampfer des Hamburger Kosmos und der Hamburg-Pacific-Gesellschaft, außerdem englische (darunter die Pacific Steam Navigation Co.), amerikanische. argentinische, norwegische, französische und italienische. Der Schiffsverkehr betrug 1906: 1050 Dampfer mit 1,728,381 Reg.-Ton. (129 deutsche mit 389,178 T.) und 181 Segelschiffe mit 251,481 Reg.-Ton. (deutsche 34, bez. 69,031). V. ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls, der Banco nacional, Banco Valparaiso, mehrerer Versicherungsgesellschaften und steht durch Kabel über Callao mit Panama in Verbindung. – 2) Stadt im nordamerikan. Staat Indiana, am Salt Creek, 65 km südöstlich von Chicago, Bahnkreuzung, hat Normalschule, schönes Gerichtsgebäude, Farbwaren und Lehrmittelfabrikation und (1900) 6280 Einw.