Berghaus

Berghaus

Berghaus, 1) Heinrich, Geograph und Kartograph, geb. 3. Mai 1797 in Kleve, gest. 17. Febr. 1884 in Stettin, fand 1811 als Kondukteur für den Brücken- und Straßenbau Gelegenheit, sich zum Geodäten auszubilden, trat 1813 als Freiwilliger in die Armeeverwaltung und kam mit dem Korps des Generals Tauenzien bis in die Bretagne. Nach dem Frieden lebte B. als Kartograph in Weimar, ward 1816 als Ingenieurgeograph im Kriegsministerium zu Berlin angestellt, nahm an der trigonometrischen Landesvermessung Preußens teil und war 1824–1855 Professor der an gewandten Mathematik an der Bauakademie. Von 1839–48 leitete er in Potsdam auch eine »geographische Kunstschule«, aus der Henry Lange, Aug. Petermann und sein Neffe Herm. B. hervorgingen. B.' kartographische Leistungen sind bedeutend. Bahnbrechend wirkte er durch seinen großen »Physikalischen Atlas« (Gotha 1838–48,90 Blatt; 2. Aufl. 1852, neu bearbeitet von Hermann B., 1886 ff.), in dem er zum erstenmal alle auf die verschiedenen physikalischen Verhältnisse der Erde bezüglichen Angaben vereinigte. Auch zum Stielerschen und Sohrschen Atlas hat B. Karten geliefert und war ein vielseitiger geographischer Schriftsteller. Er gab verschiedene periodische Schriften heraus, wie »Hertha« (mit K. V. Hoffmann, Stuttg. 1825–29); »Annalen der Erd-, Völker- und Staatenkunde« (Berl. 1830 bis 1843, 28 Bde.); »Almanach, den Freunden der Erdkunde gewidmet« (Bd. 1–3, Stuttg. 1837–39; Bd. 4 u. 5, Gotha 1840–41), das »Geographische Jahrbuch« (Bd. 1–4, das. 1850–52). Von seinen sonstigen Schriften sind hervorzuheben: »Allgemeine Länder- und Völkerkunde« (Stuttg. 1837–40, 6 Bde.); »Grundriß der Geographie in fünf Büchern« (Berl. 1842); »Die Völker des Erdballs« (Leipz. 1845–47, 2 Bde.; neue Ausg. 1862); »Landbuch der Mark Brandenburg« (Brandenb. 1853–56, 3 Bde.); »Landbuch des Herzogtums Pommern« (Wriezen 1862–77, 9 Bde.); »Deutschland seit hundert Jahren« (Leipz. 1859–62, 5 Bde.); »Was man von der Erde weiß« (Berl. 1856–60, 4 Bde.); »Geschichte der Stadt Stettin« (Wriezen 1875–76, 2 Bde.); »Sprachschatz der Sassen, Wörterbuch der plattdeutschen Sprache« (Brandenb. 1878–82, Bd. 1 u. 2; unvollendet). Sein »Briefwechsel mit Alexander v. Humboldt« er schien in 3 Bänden (Leipz. 1863).

2) Hermann, Kartograph, Neffe des vorigen, geb. 16. Nov. 1828 in Herford, gest. 3. Dez. 1890 in Gotha, wo er seit 1850 in der Perthesschen Anstalt tätig war. B. lieferte außer vielen Blattern für die Stielerschen und Sydowschen Atlanten eine »Allgemeine Weltkarte in Mercators Projektion« (Got lu 1859, 2. Aufl. 1869), die weitverbreitete »Chart of the world« (1863, 11. Aufl. 1886 von ihm besorgt), die »Physikalische Karte der Erde« (1874, 8 Bl.), eine »Physikalische Wandkarte von Europa« (1875), »Karte der Alpen« (1378, 8 Bl.), »Physikalische Wandkarte von Afrika« (1881) und leitete die Neubearbeitung des von Heinrich B. begründeten »Physikalischen Atlas«, wozu er selbst ein Drittel der Karten zeichnete.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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