- Therapīe
Therapīe (griech., »Dienst, Pflege«, Therapeutik, Heilkunst), die Lehre von der Behandlung der Krankheiten. Meist versteht man unter T. schlechthin die Behandlung der innern Krankheiten, doch gibt es auch eine chirurgische, gynäkologische, dermatologische T. In jedem dieser Fächer unterscheidet man allgemeine und spezielle T.; erstere behandelt die Wirkung der Methoden und ihre technische Ausführung, letztere ihre Verwendung bei einzelnen Krankheiten. Nach der Art der Mittel unterscheidet man eine arzneiliche, diätetische, physikalische T. Es gibt unter der letztgenannten Therapiegruppe noch viel mehr ins einzelne gehende Klassifizierungen, z. B. Phototherapie (Behandlung mit Licht), Radiotherapie (Behandlung mit Röntgenstrahlen oder Radium), Balneotherapie (mit Bädern, Wasserkur), Thermotherapie (mit Wärme oder Kälte), Klimatotherapie, Aerotherapie (mit Luft), Mechanotherapie (Massage etc.), Apparatotherapie. Ganze Institute befassen sich ausschließlich mit der Ausübung einer oder mehrerer dieser Unterarten der T. – Ein wichtiges Einzelgebiet der T. ist die Serumtherapie (s. d.). Weiter unterscheidet man ätiologische oder kausale (d. h. die Ursache der Krankheit direkt angreifende) von symptomatischer T., rationelle (auf Berechnung aufgebaute) von empirischer (Erfahrungs-) T. Man betreibt z. B. symptomatische T., wenn man allzu heftigen Husten bei einer Lungenentzündung mildert, kausale, wenn man die letztere selbst, als Ursache des Hustens, bekämpft. Entfernt man durch einen entscheidenden Eingriff die Ursachen einer Erkrankung, z. B. die des Eingeweidebruches durch Eröffnung und Abtragung des Bruchsackes, Zurückbringung seines Inhalts und völligen Verschluß der Bruchpforte, so ist dies radikale, die Wurzel des Übels entfernende T., oft ist sie unmöglich und der Arzt auf exspektative (abwartende) T. angewiesen, indem er den unbeeinflußten Verlauf der Krankheit lediglich beobachtet und den Zeitpunkt abwartet, in dem eingegriffen werden kann oder muß. Eine besondere Beachtung findet neuerdings die Technik der T., da es zur Anwendung vieler Heilmethoden besonderer technischer Handgriffe bedarf, von denen der Erfolg abhängt. Vgl. Artikel »Heilung« und die Lehrbücher der Pathologie und T. (s. Pathologie); ferner Eulenburg und Samuel, Lehrbuch der allgemeinen T. (Wien 1897–99, 3 Bde.); Bum, Therapeutisches Lexikon für praktische Ärzte (3. Aufl., das. 1899–1901, 2 Bde.) und Lexikon der physikalischen T., Diätetik und Krankenpflege (das. 1903–04, 3 Tle.); »Diagnostisch-therapeutisches Lexikon für praktische Ärzte« (hrsg. von Bruhns, Bum u. a., das. 1906 ff., 3 Bde.); Penzoldt und Stintzing, Handbuch der T. innerer Krankheiten (3. Aufl., Jena 1902–03, 7 Bde.); Goldscheider und Jacob, Handbuch der physikalischen T. (Leipz. 1902, 2 Tle.); Gumprecht, Die Technik der speziellen T. (4. Aufl., Jena 1906); Liebreich, Enzyklopädie der T. (Berl. 1895–1900, 3 Bde.); Leyden, Handbuch der Ernährungstherapie (2. Aufl., hrsg. von Klemperer, Leipz. 1903–04, 2 Bde.); Petersen, Hauptmomente in der geschichtlichen Entwickelung der medizinischen T. (Kopenh. 1877); »Zeitschrift für physikalische und diätetische T.« (Leipz., seit 1898; hrsg. von Leyden, Goldscheider, Brieger); »Therapeutische Monatshefte« (Berl., seit 1887; hrsg. von Liebreich u. a.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.