- Theiner
Theiner, Augustin, gelehrter kath. Kanonist, geb. 11. April 1804 in Breslau, gest. 10. Aug. 1874, gab mit seinem Bruder Anton (s. unten) eine oppositionelle Schrift: »Die Einführung der erzwungenen Ehelosigkeit bei den christlichen Geistlichen« (Altenb. 1828, 2 Bde.; 2. Ausg. 1845; Neudruck mit Einleitung von Nippold, Barm. 1891–97, 3 Bde.), heraus, wurde aber 1853 in Rom für den Ultramontanismus gewonnen. Seit 1855 war er Präfekt des vatikanischen Archivs, verlor aber während des vatikanischen Konzils seine Stelle, da man ihm schuld gab, der Opposition Aktenstücke in die Hand gespielt zu haben. Außer einer Neuausgabe und Fortsetzung der Annalen des Baronius (s. d.) verfaßte er viele Schriften kirchenrechtlichen und kirchengeschichtlichen Inhalts, z. B.: »Die neuesten Zustände der katholischen Kirche in Polen und Rußland« (Augsb. 1841); »Geschichte der Zurückkehr der regierenden Häuser von Braunschweig und Sachsen in den Schoß der katholischen Kirche« (Einsiedeln 1843); »Die Staatskirche Rußlands im Jahr 1839« (anonym, Schaffh. 1844); »Zustände der katholischen Kirche in Schlesien von 1740 bis 1758« (Regensb. 1852, 2 Bde.); »Über Ivos vermeintliches Dekret« (Mainz 1852); »Geschichte des Pontifikats Clemens' XIV.« (Leipz. u. Par. 1853, 2 Bde.); »Documents inédits relatifs aux affaires religieuses de la France« (Par. 1858, 2 Bde.); »Monumenta vetera historica Hungariam sacram illustrantia« (Rom 1859–60, 2 Bde.); »Vetera monumenta Poloniae et Lithuaniae gentiumque finitimarum historiam illustrantia« (das. 1860–64, 4 Bde.); »Codex diplomaticus dominii temporalis S. Sedis« (das. 1861–62, 3 Bde.); »Vetera monumenta Slavorum meridionalium historiam illustrantia« (Bd. 1, das. 1863); »Vetera monumenta Hibernorum et Scotorum historiam illustrantia« (das. 1864); »La souveraineté temporelle du Saint-Siège, jugée par les conciles généraux de Lyon, en 1245, de Constance, en 1414« (Bar le Duc 1867). Aus seinem Nachlaß erschien: »Acta genuina oecumenici concilii Tridentini« (Agram 1875, 2 Bde.). – Sein älterer Bruder, Joh. Anton, geb. 15. Dez. 1799 in Breslau, gest. daselbst 15. Mai 1860, war seit 1824 außerordentlicher Professor des Kirchenrechts daselbst, bis ihm die Regierung wegen seiner liberalen Tendenz und seiner Teilnahme an den Reformbestrebungen des Klerus die Vorlesungen untersagte; er wurde daher 1830 Pfarrer, trat 1845 zum Deutschkatholizismus über und war später Sekretär der Universitätsbibliothek in Breslau. Er schrieb unter anderm: »Das Seligkeitsdogma der katholischen Kirche« (Bresl. 1847).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.