- Thököly
Thököly (spr. tökölj, Tököly, Tököli, Tökely), Emerich, Graf von, ungar. Magnat, geb. 25. Sept. 1657 auf dem Schloß Käsmark im Zipser Komitat, gest. 13. Sept. 1705 auf einem Landgut bei Ismid in Kleinasien, Sohn des protestantischen Grafen Stephan von T., welcher, der Beteiligung an der Verschwörung der ungarischen Mißvergnügten gegen den Kaiser Leopold I. beschuldigt, 1671 seiner Güter für verlustig erklärt, in seinem Schloß Likawa (Árva) belagert ward und während der Belagerung starb. Emerich T. entkam nach Siebenbürgen, fand beim Fürsten Apafi gute Aufnahme und wurde 1678 anstatt Michael Telekis von den ungarischen Flüchtlingen (Bujdosók) zum Anführer erwählt, drang siegreich in Oberungarn ein, so daß Leopold I. auf dem Reichstag von Ödenburg (1681) den Protestanten Begünstigungen zuteil werden ließ. T. gab sich aber damit nicht zufrieden, erneuerte den Krieg und ließ sich von der Pforte gegen das Versprechen eines jährlichen Tributs zum Fürsten von Ungarn ernennen, auf dem Landtag zu Kaschau 1682 von den Ständen als König huldigen und zog 1683 im Gefolge des Großwesirs Kara Mustafa bis zur March, ward aber von diesem nach seiner Niederlage vor Wien 4. Okt. 1685 auf verräterische Weise in Großwardein verhaftet und in Ketten zu dem Sultan nach Adrianopel gebracht, jedoch Anfang 1686 in Freiheit gesetzt und für seine weitern Operationen mit 9000 Mann türkischer Truppen unterstützt. Hierauf vom Sultan zum Großfürsten von Siebenbürgen erhoben, drang er mit 16,000 Mann hier ein und schlug Heisler im September 1689 bei Zernyest und wurde hierauf von den Ständen zum Fürsten von Siebenbürgen erwählt, mußte sich aber vor dem Markgrafen von Baden in die Walachei zurückziehen. Er nahm auch später an allen Kämpfen der Pforte gegen Österreich teil und übte bedeutenden Einfluß auf den Sultan aus. Nach dem Abschluß des Friedens von Karlowitz (26. Jan. 1699) lebte er, von der Amnestie ausgeschlossen, aber vom Sultan reich ausgestattet und zum Fürsten von Widdin ernannt, meist in Konstantinopel und in Ismid. Er war seit 1682 mit der Gräfin Helene Zrínyis, der Witwe Franz I. Rákóczis, vermählt, die ihm ins Exil folgte. 1906 wurde die Asche beider heimgebracht. Seine Korrespondenz gab Kol. Thaly heraus (Budapest 1896), ebenso Thökölys Tagebücher (das. 1868–73, 3 Bde.). Sein Leben beschrieb D. Angyal (Budapest). Vgl. L. Szádeczky, Das Fürstentum Thökölys (Budap. 1898). Dramatisch bearbeitet wurde Thökölys Geschick unter andern von T. G. Schröer (Chr. Oeser).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.