Sternkatalog

Sternkatalog

Sternkatalog, Verzeichnis der Örter von Fixsternen für einen bestimmten Zeitpunkt mit Angabe derjenigen Größen, die notwendig sind, um die Örter zu andern Zeiten zu berechnen. Der älteste, von Hipparch entworfene enthielt 1080 Sternpositionen für das Jahr 128 v. Chr.; ihm ist wahrscheinlich der im »Almagest« des Ptolemäos enthaltene mit 1025 Sternen nachgebildet. Aus dem Mittelalter sind zu nennen die Sternkataloge von Abd-al-Rahmân al Sûfi mit 1018 Sternen für 964 und von Ulugh Beigh mit 1018 Sternpositionen für 1437. Im christlichen Abendland lieferte zuerst Tycho Brahe (1610) ein Verzeichnis von 777 Sternen, sodann (1661) Hevel eins von 1564 Sternen. Flamsteed, der zuerst das Fernrohr verwendete, gab in der »Historia coelestis britannica« (Lond. 1712; 2. Ausg. von Halley, 1725) einen S., der 2934 Sterne zählt. Lalandes »Histoire céleste« (Par. 1801) enthält die Örter von 47,390 Sternen, die Verzeichnisse von Piazzi 7646, von Lacaille 9766 Sterne. Von großer Genauigkeit ist der S. von Bradley, der 3222 Sterne enthält (hrsg. von Bessel, Königsb. 1818), und Auwers (Petersb. 1882 bis 1903, 3 Bde.). Argelanders »Bonner Durchmusterung« (1859–62) enthält 324,198 Sterne des nördlichen Himmels bis zu 2° südl. Br. und ist von Schönfeld bis 23° südl. Br. fortgesetzt. Im 19. Jahrh. ist eine große Reihe von guten Sternkatalogen von vielen Sternwarten geliefert worden; zu nennen sind diejenigen von Groombridge, Struve, Bessel-Weiße, Rümker, Taylor, Armagh, Bonn, Santini, Washington, Greenwich, Radcliffe, Pulkowa, Madras, München, Paris, Cambridge, Glasgow, Cordoba, Cap, Melbourne, Brüssel und Karlsruhe. Unter Zugrundelegung von Argelanders »Bonner Durchmusterung« und Auwers »Fundamentalkatalog« sind in den letzten Jahrzehnten auf Veranlassung der Astronomischen Gesellschaft die Positionen sämtlicher Sterne des nördlichen Himmels bis zur Größe 9,0 von verschiedenen Sternwarten beobachtet und im »Katalog der Astronomischen Gesellschaft« veröffentlicht worden. Der vollständigste S. wird derjenige sein, der auf Grund der zurzeit in Ausführung begriffenen Himmelsaufnahmen (s. Astrophysik, S. 13) hergestellt werden wird, der die genauen Positionen sämtlicher Sterne bis zur 11. Größe enthalten soll; einige Bruchstücke sind dereits erschienen. Kataloge von Doppelsternen haben hauptsächlich W. Herschel, W. Struve und J. Herschel geliefert, von veränderlichen Sternen Schönfeld und Chandler, von Nebeln und Sternhaufen J. Herschel und Dreyer. Vgl. Knobel, The chronology of star catalogues (Lond. 1877).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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