- Spulwürmer
Spulwürmer (Askariden, Ascaridae), Familie der Fadenwürmer, Eingeweidewürmer von ziemlich gedrungener Form mit drei Lippen am Eingang zur Mundhöhle. Die Gattung Spulwurm (Ascaris L.) umfaßt zahlreiche Arten, die fast sämtlich den Darm von Wirbeltieren, besonders Haustieren, bewohnen. Sie legen meist ziemlich hartschalige Eier, aus denen nach längerer oder kürzerer Zeit ein Embryo hervorgeht, der dem ausgewachsenen Wurm schon sehr ähnlich ist. Dies geschieht bei A. lumbricoides L., direkt nach Übertragung der vorher nach außen gelangten Eier in den menschlichen Darmkanal, bei andern Spulwürmern wohl auch nach Durchlaufen eines Zwischenwirtes. Manche S. durchlaufen als sogen. Rhabditiden ein frei lebendes Stadium, um dann erst in ihr Wirtstier einzuwandern. Der gemeine Spulwurm (A. lumbricoides L., das Weibchen etwa 40 cm lang und reichlich 5 mm dick, das Männchen bedeutend kleiner, s. Tafel »Würmer II«, Fig. 9), meist rötlich gefärbt, verbreitet einen unangenehmen Geruch, bewohnt den Dünndarm des Menschen, besonders der Kinder, bisweilen in so beträchtlicher Menge, daß er ihn fast verstopft, findet sich auch im Schwein und scheint über die ganze Erde verbreitet zu sein. Er liefert im Jahr etwa 60 Mill. Eier, die beständig mit dem Kot abgehen, sehr lange auch in Frost und Trockenheit ihre Keimkraft behalten und sich in Wasser oder feuchter Erde langsam entwickeln. Beim Genuß von abgefallenem Obst, rohen, ungereinigten Rüben, Bachwasser etc. gelangen sie direkt (ohne Zwischenwirt) in den Menschen und die Jungen machen im Darm ihre weitere Entwickelung durch. Im erwachsenen Zustand verursachen sie mancherlei Störungen und nicht selten schwere Leiden. Der Katzenspulwurm (A. mystax Zed.) schmarotzt auch im Hund und gelegentlich im Menschen; vom großköpfigen Spulwurm (A. megalocephala Cloq.) ist das Weibchen bis 37 cm, das Männchen bis 27 cm lang. An den Spulwürmern, besonders am Pferdespulwurm, studieren die Zoologen mit Vorliebe die feinern Vorgänge bei der Befruchtung, weil die Kerne der Eier und Samenfäden hier besonders groß sind. – Ein andrer, häufig als Spulwurm bezeichneter Parasit des Menschen gehört der Gattung Oxyuris an (s. Madenwurm). – Von Haustieren werden namentlich Pferde und Hunde sowie Geflügel öfters durch große Mengen von Spulwürmern erheblich krank. Pferde, vor allem junge, nähren sich schlecht, zeigen Diarrhöe oder Verstopfung, auch Kolik (Wurmkolik), selbst tödliche Durchbohrung des Darmes ist beobachtet worden. Auch bei jungen Hunden und Schweinen entstehen Darmkatarrh, Abmagerung und vereinzelt plötzliche Todesfälle. Tödliche Darmleiden werden übrigens bei Tieren auch durch andre Rundwürmer verursacht, so bei indischen Elefanten eine zu Blutarmut führende blutige Darmentzündung (durch Uncinnaria os papillatum). Oxyuris findet sich namentlich beim Pferd im Mastdarm, wobei sich das Pferd wegen des Juckreizes Hinterteil und Schwanz abscheuert.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.