- Springbrunnen
Springbrunnen (Fontäne), Vorrichtung zum Emportreiben eines oder mehrerer freier Wasserstrahlen. Leitet man aus einem hoch gelegenen Behälter das Wasser durch eine Röhre nach einem tiefer liegenden Orte und läßt es hier aus einer geeigneten Öffnung ausströmen, so springt ein Strahl empor, der nach dem Gesetz der kommunizierenden Röhren die Höhe des Wasserspiegels im Reservoir erreichen würde, wenn nicht durch Reibung ein Kraftverlust entstände. Finden sich die hier künstlich geschaffenen Bedingungen in der Natur, so entstehen die natürlichen S., zu denen die artesischen Brunnen gehören (s. Brunnen, S. 502). Die Steighöhe des Wasserstrahls hängt bei guter Anordnung der Rohrleitung auch noch hauptsächlich von der Sprungöffnung ab. Die lotrecht emporspringenden Wasserstrahlen steigen unter hinreichendem Druck aus kurzen, kegelförmig verengerten und innen abgerundeten Ansatzröhren bei gleichem Querschnitt und gleichem innern Drucke höher als die aus Mündungen in dünner Wand ausfließenden, zusammengezogenen Wasserstrahlen. Von den größten S. erreichen der zu Versailles 23, in Wien 30, Sanssouci 39, St.-Cloud 42, Wilhelmshöhe 52, Herrenhausen 64, Sydenham 85 m Sprunghöhe. Künstliche S. kann man durch Wasser- und Windmühlen, Dampfmaschinen etc. betreiben, indem man Pumpen in Bewegung setzt, durch die das Wasser in hoch liegende Reservoire geschafft oder in Windkessel gepreßt wird, aus denen es die komprimierte Luft in die Höhe treibt. Für geringen Wasserverbrauch hat man Mundstücke konstruiert, die das Wasser beim Ausströmen reichlich mit Luft mischen und dadurch große Wirkungen erreichen. Im Zimmer betreibt man einen S. (Zimmerfontäne) am einfachsten aus der Wasserleitung; wo solche fehlt, aus einem hoch gelegenen Behälter, durch ein Pumpwerk, das durch einen Elektromotor oder Heißluftmotor betrieben wird, oder als Luftdruckfontäne, die dem Heronsbrunnen entspricht. S. zur Durchlüftung des Wassers, s. Text zu Tafel »Aquarium I«, S. I. Ein farbig beleuchteter S. bildet die Kalospinthechromokrene.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.