- Skram
Skram, 1) Erik, dän. Schriftsteller, geb. 10. März 1847 in Kopenhagen, machte als Gymnasiast den Krieg 1864 mit, wurde verwundet und von den Preußen gefangen genommen (»Jenseits der Grenze«, 1888). Nach beendeten Studien und weiten Reisen in Europa und Amerika wurde er Protokollführer im dänischen Reichstag und Redakteur verschiedener Zeitungen. S., der viel zum Durchbruch der naturalistischen Bewegung beitrug, schrieb die Romane: »Herrenhofsbilder« (1877), »Gertrude Coldbjörnsen« (1879; deutsch, Leipz. 1897), »Agnes Vittrup« (1897; deutsch, Berl. 1899), »Hellen Vige« (1898) und mit seiner Frau Amalie (s. unten) die Lustspiele »Fjældmennesker« (1889) und »Ungt Bal« (1895). S. hat seine Vorwürfe aus der vornehmen Bourgeoisie, die er sein, preziös und etwas schematisch darstellt. Vgl. G. Brandes, Gesammelte Schriften, Bd. 4 (München 1903).
2) Amalie, norweg. Schriftstellerin, geb. 22. Aug. 1847 in Bergen, gest. 15. März 1905 in Kopenhagen, war die Tochter des Großkaufmanns Alver, verheiratete sich 1864 mit dem Seekapitän Müller, mit dem sie weite Seereisen machte und von dem sie sich 1878 wieder scheiden ließ, und war in zweiter Ehe, seit 1884, mit Erik S. (s. oben) vermählt, von dem sie 1900 ebenfalls geschieden wurde. Unter ihren zahlreichen Werken ist in erster Linie die groß angelegte Familiengeschichte »Hellemyrsfolket« (»Die Leute vom Felsenmoor«) zu nennen, die in den vier Teilen: »Sjur Gabriel« (1877), »Zwei Freunde« (1887), »S. G. Myre« (1890) und »Nachwuchs« (1898; deutsch, Münch. 1901) mit unerbittlicher Wahrheitstreue das von allem Unglück verfolgte Proletariat der norwegischen Fischer, das Emporstreben und den Untergang einer Familie, schildert. Der Frauentypus in den Romanen »Konstanze Ring« (1885; deutsch, Leipz. 1897), »Lucie« (1888; deutsch, das. 1898), »Frau Ines« (1891; deutsch, das. 1902), »Verraten« (1892; deutsch, Münch. 1897 u. ö.) und in dem Drama »Agnete« (1893; deutsch von O. E. Hartleben, Berl. 1895) war in den frühern Werken recht kalt, flach, unsympathisch, um allmählich immer tiefer, wahrer und ergreifender zu werden. Überhaupt zeichnen sich ihre spätern Werke, wie »Professor Hieronymus« (deutsch, 2. Aufl., Münch. 1903) mit der Fortsetzung »In St. Jörgen« (beide 1895), die Novellen »Sommer« (1899; deutsch, Münch. 1900), »Weihnachten« (1900), »Landesverräter« (1901) durch eine Steigerung ihres Könnens, ihres kurzen, findigen Stils, ihres ausforschenden Galgenhumors und ihres tiefen Mitleids aus. Vgl. Laura Marholm, Das Buch der Frauen (5. Aufl., Wien 1899).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.