- Shirley [2]
Shirley (spr. schörli), James, englischer dramatischer Dichter, geb. 13. Sept. 1596 in London, gest. daselbst 29. Okt. 1666, studierte in Oxford und Cambridge Theologie und wurde Pfarrer in der Nähe von St. Albans. Zur katholischen Kirche übergetreten, bekam er 1623 eine Lehrerstelle an der Grammar School of St. Alban's, ging aber schon nach zwei Jahren nach London und widmete sich hier der Bühnendichtung. Diese wurde für S. ziemlich einträglich und brachte ihn den besten Kreisen der Gesellschaft, auch der Königin Henriette Maria, nahe, so daß es begreiflich ist, daß seine Stücke besondere Kenntnis des höhern gesellschaftlichen Lebens verraten. S. wird als der letzte große Dramatiker der Elisabeth-Tradition angesehen. Er erlebte den denkwürdigen 2. Sept. 1642, an dem fanatische Bürger und Soldaten die Theater niederrissen und die Ausführung von Theaterstücken für ein Kriminalverbrechen erklärt wurde. Ungefähr 14 Jahre lang blieb dieses Verbot in Kraft. Beim Ausbruch jener Rebellion fand S. Zuflucht bei dem Earl von Newcastle. Nachdem die Stuartherrschaft 1660 wieder hergestellt war, kehrte auch S. zum Theater zurück, das aber jetzt dem französischen Geschmack gehorchte, so daß S. kümmerlich daran war. Wir besitzen noch 33 Dramen von S., darunter: »The traitor« und »The brother«, die für seine besten Leistungen gelten. Sie zeichnen sich insgesamt durch Natürlichkeit der Darstellung, Frische der Sprache und raschen, lebendigen Entwickelungsgang aus, weniger durch Originalität der Erfindung oder Kraft der Charakterzeichnung. Eine Gesamtausgabe von Shirleys Werken mit Einleitung besorgte Gifford (mit Zusätzen von Al. Dyce, Lond. 1833, 6 Bde.), eine Auswahl E. Gosse (das. 1888, neue Ausg. 1903).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.