Septichämīe

Septichämīe

Septichämīe (Sephthämie, Ichorrhämie, Faulfieber, Jauchevergiftung), durch reichliche Aufnahme bestimmter, fiebererzeugender Bakterien und von deren giftigen Stoffwechselprodukten (giftigen Ptomaïnen) ins Blut hervorgebrachte Krankheit. Im Blute der an S. Erkrankten sind jene Bakterien (Strepto-, Staphylokokken etc.) in Masse nachzuweisen. Die S. nimmt ihren Ausgang von infizierten Wunden und von manchen andern ansteckenden Krankheiten, namentlich wenn sie mit lokaler Entzündung und Eiterung verbunden sind. Jedoch können die Bakterien auch auf andre, im Einzelfall oft nicht nachweisbare Weise in das Blut eindringen. Die S. verläuft meist tödlich. Vom Eiterfieber (Pyämie, s. d.) unterscheidet sich die septische Vergiftung durch den Mangel anatomisch nachweisbarer, bei der Pyämie zahlreich vorhandener (metastatischer) Erkrankungsherde. Die Behandlung kann nur darauf gerichtet sein, durch strengste Anti- und Asepsis das Eindringen weiterer Fäulniskeime in den Organismus zu verhüten und die Kräfte des Kranken nach allen Richtungen hin so weit zu heben, daß er die Ausscheidung des Giftes bewerkstelligen und zu überleben vermag. Manchmal scheint die Anwendung von kolloidalem Silber, unter die Haut gespritzt oder in Gestalt von Salben, sich nützlich erwiesen zu haben. Wird die S. durch Streptokokkeninfektion hervorgebracht, so scheint manchmal ein Heilserum, Antistreptokokkenserum, günstig zu wirken. – Auch bei Haussäugetieren und Hausgeflügel kommt die S. als Wundinfektionskrankheit mit tödlichem Ausgange nicht selten vor (schweres Fieber, Schüttelfrost, große Mattigkeit). Der Tod erfolgt beim Pferde meist in einigen Tagen, kann sich aber auch verzögern; Genesung erfolgt nur ganz ausnahmsweise. Beim Pferd entsteht S. besonders im Anschluß an Gelenkwunden (Sprung- und Hufgelenk), bei Rindern besonders infolge von Infektionen bei oder nach der Geburt (puerperale S., eigentliches Kalbefieber), ebenso bei Hunden. Das Fleisch an S. erkrankter Tiere ist hochgradig gesundheitsschädlich, die S. muß daher durch die Fleischbeschau unbedingt ermittelt werden. Eine S. besonderer Art ist die Septicaemia haemorrhagica, die bei verschiedenen Tierarten durch ähnliche Bazillen hervorgerufen und mit verschiedenen Namen, Kaninchenseptichämie, Schweineseuche, Wild- und Rinderseuche, Geflügelcholera, belegt werden. Hierher gehört auch die septische Lungenentzündung der Kälber (Lung disease). Auch die neue Hundeseuche und die Pasteurellose ist eine hämorrhagische S. Schließlich können als spezifische S. alle diejenigen Infektionskrankheiten bezeichnet werden, bei denen der Ansteckungsstoff nachweislich im Blutkreislauf sich verbreitet, wie Milzbrand, Rotlauf etc.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Faulfieber — (putrides Fieber), Fieber, das durch Aufnahme fauliger Stoffe in das Blut entsteht, namentlich Wundfieber und Kindbettfieber. Vgl. Septichämie. – F. bei Pferden, s. Blutfleckenkrankheit …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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  • Gaffky — Gaffky, Georg Theodor August, Mediziner, geb. 17. Febr. 1850 in Hannover, trat 1873 als Militärarzt in die preußische Armee, wurde 1880 in das kaiserliche Gesundheitsamt kommandiert und ging 1883 mit Koch zur Erforschung der Cholera nach Ägypten… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Geflügelkrankheiten — Geflügelkrankheiten. Unter den zahlreichen Krankheiten des Hausgeflügels sind die verheerendsten die Geflügelcholera und die Hühnerpest (s. Geflügelcholera). Der Geflügelcholera im Verlauf ähnliche, aber durch Besonderheiten des… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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