- Scheren der Haustiere
Scheren der Haustiere, das Abscheren der glatten Deckhaare beim Pferd, Rind und Sch wein. Ursprünglich sollte das Scheren dem Pferde nur besseres Aussehen geben, daß Pferd sollte auch im Winter Sommerhaar tragen. Später rühmte man auch, daß es günstigen Einfluß ausübe auf Wohlbefinden, Gedeihen, Leistungsfähigkeit u. Verhütung von Krankheiten. Jedenfalls wird bei dem geschornen Pferde das Putzen erleichtert, die Ausdünstungen geregelt und das Nachschwitzen gemindert.
Hierdurch ist es bedingt, das manche Pferde, die schlecht fressen, nach dem Scheren mehr Futter aufnehmen. Bei kalter Witterung stört das Scheren momentan die Gesundheit. Zittern, Zusammenstellen der Füße, rauhe Haut, Faltenbildung am Hals u. Bauch, Traurigkeit, geringer Appetit, Steifheit treten ein, selbst in wärmern Ställen. Erst noch Wochen gleicht sich das aus. Auch Durchfälle, Katarrhe und Brustentzündungen werden zuweilen beobachtet. Das Scheren der Pferde, seit dem dritten Jahrzehnt des 19. Jahrh. von England her verbreitet, ist im ganzen eine Luxusoperation. Bedeutung hat sie nur für Jagd- und Rennpferde und für sonstige Luxuspferde; für gewöhnliche Arbeits- und Militärpferde ist sie überflüssig. Rinder schert man hauptsächlich zur Förderung der Mast, das Putzen wird erleichtert, die Hauttätigkeit angeregt und der Appetit gesteigert. Schafe werden zur Gewinnung der Wolle regelmäßig geschoren. Schweine werden geschoren, um sie leichter vom Ungeziefer befreien zu können. – Zur Ausführung der Schur benutzte man Sengapparate (für Weingeist oder Gas), mit denen über einem kurz gezahnten Kamm die Haare abgebrannt wurden. Da hierbei aber Brandwunden auf der Haut nicht vermieden werden können, so verwendet man jetzt allgemein Pferde- und Rinderscheren, bei denen ein unbeweglicher mit einem beweglichen Kamm aus scharfen Klingen vereinigt sind (Fig. 1). Auch benutzt man maschinelle Vorrichtungen, bei denen ein Gehilfe den Apparat in Bewegung setzt, während das Instrument selbst kunstgerecht gegen die Haare gehalten wird.
Der arbeitende Teil der Schafschermaschine (Fig. 2), mit der in 4 Minuten ein Schaf tadellos geschoren werden kann, besteht aus einem stählernen Kamm zum Fassen der Wolle und stählernen Schneidezähnen, die durch eine flexible Welle von irgend einem Motor aus mit ca. 3000 Bewegungen in der Minute über den Kamm hin und her bewegt werden, wodurch der Schnitt der Wolle herbeigeführt wird. Vgl. Ruess, Das Scheren unserer Haustiere (Berl. 1873); Zündel, Das Scheren der Pferde (Straßb. 1874).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.