- Russische Schrift
Russische Schrift. Das russische Alphabet wurde im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrh. durch Vereinfachung und Abrundung der bis dahin in Rußland für das Kirchenslawische (s. d.) üblichen cyrillischen Schrift geschaffen (s. Cyrillica). Es besteht aus 36 Buchstaben. Vgl. die untenstehende Tabelle, auf der bei jedem Buchstaben außer der Druck- und gebräuchlichsten Schreibform die in der Sprachwissenschaft übliche Transkription (Wiedergabe durch lateinische Buchstaben) und die lautliche Bedeutung (Aussprache) angegeben ist.
Der letzte Buchstabe (= griechisches o) wird von der jüngern Generation nicht mehr gebraucht. й, Ъ, Ы, Ь kommen am Anfang eines Wortes nicht vor; die großen Buchstaben dafür erscheinen daher nur in dem verhältnismäßig seltenen Falle, daß ein Wort durch lauter große Buchstaben ausgedrückt ist, wie z. B. auf dem Titelblatt eines Buches, auf Firmenschildern etc. – Die Aussprache der meisten Vokale ist verschieden, je nach ihrer Stellung im Worte, namentlich aber, je nachdem sie betont sind oder nicht, so lautet z. B. unbetontes o wie a und betontes e häufig wie jo, z. B. мoé (mein, meum) wird majó ausgesprochen. Ein derartiges wie jo lautendes e wird (in Grammatiken und Wörterbüchern, sonst in der Regel nicht) mit zwei Punkten versehen (e). Die Konsonanten haben fast sämtlich eine zwiefache Aussprache, nämlich eine harte (gewöhnliche) und eine weiche (erweichte, palatalisierte), erstere vor den sogen. harten Vokalen (a, o, y, Ы, Э), letztere vor den sogen. weichen Vokalen (e, и [i], ъ, ю, я), indem der die weichen Vokale beginnende j-Laut mit dem vorhergehenden Konsonanten zu einem sogen. weichen (palatalisierten) Konsonanten verschmilzt. Die weichen Konsonanten bezeichnet man in der Transkription durch einen apostrophartigen Strich. Beispiel: няня, Wärterin, = ńańa (ń' sprich wie franz. oder ital. gn, span. ñ). Am Ende eines Wortes wird die weiche Aussprache eines Konsonanten durch nachgesetztes ь, die harte durch ъ ausgedrückt, z. B. конь, Roß, = koń, конь, Einsatz beim Spiel, = kon.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.