Reiz

Reiz

Reiz. In der Physiologie versteht man unter Reizen bestimmte Einwirkungen auf lebende Gewebe, besonders auf Nerven und Muskeln, unter deren Einfluß diese aus dem ruhenden in den tätigen Zustand übertreten. Vgl. Nerven und Sinne, auch Pflanzenbewegungen. – In der Psychologie jede eine Empfindung erregende physische Ursache. Man unterscheidet peripherische und zentrale Reize; erstere wirken auf die Enden von Sinnesnerven und können wieder außerhalb oder innerhalb des Organismus zu suchen sein, letztere (z. B. Veränderung des Blutzuflusses, toxische Substanzen etc.) wirken direkt auf die im Gehirn liegenden Zentren der Sinnesempfindung. Unter den peripherischen Reizen sind die wichtigsten die auf unsre Sinnesorgane wirkenden Vorgänge der Außenwelt (Schall- und Lichtwellen, Druck, Wärme, Elektrizität etc.), die wieder inadäquate oder inadäquate unterschieden werden, je nachdem das Organ, auf das sie wirken, ihnen angepaßt ist oder nicht. So ist für das Auge das Licht ein adäquater, der elektrische Strom aber (der auch Lichtempfindung erregen kann) ein inadäquater R. Die genauere Untersuchung des Zusammenhanges zwischen den adäquaten Reizen und den entsprechenden Empfindungen ist die Aufgabe der Psychophysik (s. d.). Aus der (peripherischen) Reizung der im Organismus endenden Sinnesnerven geht die Mehrzahl der sogen. Gemeingefühle (s. d.) hervor. Auf zentraler Reizung beruhen die Empfindungen von Hunger und Durst, ferner führt die physiologische Psychologie alle nicht durch Sinneseindrücke vermittelten Vorstellungen, also Traumbilder, Halluzinationen, Erinnerungsbilder etc., auf solche zurück. – In der Pathologie sind Reize Schädlichkeiten, die krankhafte Veränderungen, z. B. Entzündung, an den Geweben hervorrufen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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