Ramler

Ramler

Ramler, Karl Wilhelm, Dichter, geb. 15. Febr. 1725 in Kolberg, wo sein Vater Akzisinspektor war. gest. 11. April 1798 in Berlin, kam 1738 in die Lehranstalt des Waisenhauses zu Halle und 1742 als Student der Theologie an die dortige Universität; doch fühlte er sich mehr zu den »schönen Wissenschaften« hingezogen. Er kehrte 1744 ins Vaterhaus zurück und wandte sich 1745 nach Berlin, ohne sich zu einem Brotstudium entschließen zu können. Gleim nahm sich seiner an und verschaffte ihm eine Hauslehrerstelle erst bei dem Oberamtmann Fromme zu Lähmen (im Herbst 1746), dann bei einem Herrn v. Rosén (1747). 1748 erhielt er die Stelle eines Maître an der Kadettenschule in Berlin. 1749 kam er in freundschaftliche Beziehungen zu Ewald v. Kleist, 1755 zu Lessing. Später mit dem Professortitel bekleidet, wirkte er bis 1790 als Lehrer der Logik und der schönen Wissenschaften an der genannten Anstalt. Der von ihm poetisch oft verherrlichte Friedrich d. Gr. spendete ihm keinerlei Gunstbezeigung; dessen Nachfolger aber ernannte sofort nach seiner Thronbesteigung (1786) R. zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften, setzte ihm eine Pension von 800 Tlr. aus und übertrug ihm 1790 neben Engel die Direktion des Nationaltheaters. R. führte diese seit 1793 bis kurz vor seinem Tod allein. R. galt für ausgerüstet mit dem höchsten Feingefühl in bezug auf poetische Technik. Die angesehensten Dichter (Lessing!) überantworteten ihm ihre Erzeugnisse mit unbedingter Vollmacht zur bessernden Abänderung, doch wiederholt hat R. sich auch mit seiner Besserungssucht eigenmächtig an fremden Gedichten vergriffen und wurde dadurch in manche Streitigkeiten verwickelt, z. B. mit Lichtwer, von dessen Fabeln er 1761 eine Ausgabe veranstaltet hatte. Ramlers Talent war gering; es fehlte ihm an Eigenart und Kraft. Sein Hauptvorbild war Horaz, dessen Dichtungen er zuerst in genauerm Anschluß an ihre metrischen Formen übertrug. Verdienstlich sind für Ramlers Zeit gewesen seine Sammlungen älterer (übrigens gleichfalls von ihm überall gemodelter) Poesien; so die »Lieder der Deutschen« (Berl. 1766; später vermehrt herausgegeben als »Lyrische Blumenlese«, Leipz. 1774–78, 2 Bde.), die »Fabellese« (das. 1783–1790, 3 Bde.) u. a. Mit Lessing verbunden gab R. eine Auswahl von Logaus Epigrammen (Leipz. 1759), selbständig eine »Sammlung der besten Sinngedichte der deutschen Poeten« (Riga 1766) heraus. Von seinen sonstigen Schriften verdienen noch Erwähnung die Bearbeitung von Batteux' »Cours des belles lettres« (Leipz. 1758, 4. Aufl. 1774), die sich in der Zeit vor dem Durchdringen der Ideen Lessings und Herders großen Ansehens erfreute, und die »Kurzgefaßte Mythologie« (Berl. 1790, 7. Aufl. 1869). Ramlers »Poetische Werke« (darunter die durch Grauns Musik berühmt gewordene Kantate »Der Tod Jesu«) erschienen gesammelt und mit biographischen Mitteilungen versehen von Göckingk (Berl. 1800–01, 2 Bde.) und in einer Taschenausgabe daselbst 1825 (2 Bde.). Vgl. Schüddekopf, R. bis zu seiner Verbindung mit Lessing (Leipz. 1886); »Briefwechsel zwischen Gleim und R.« (hrsg. von Schüddekopf, Bd. 1, Tübing. 1906, Liter. Verein).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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