- Radiomēter
Radiomēter (Strahlungsmesser, Lichtmühle), ein von Crookes 1874 erfundener Apparat, besteht aus einem vierarmigen Rädchen (s. Figur), das mittels eines Glashütchens auf einer Nadelspitze leicht drehbar ausgesetzt ist. Jeder der aus Platindraht verfertigten Arme trägt an seinem Ende ein vertikal gestelltes Blättchen aus geglühtem Glimmer, dessen eine Seite mit Ruß geschwärzt ist und zwar so, daß die berußten Flächen alle nach derselben Seite gekehrt sind. Das Ganze ist in eine hohle Glaskugel von 5–6 cm Durchmesser eingeschlossen, die sich nach oben und unten röhrenförmig verlängert; von obenher ragt eine dünne, unten offene Glasröhre in die Kugel hinein, die beim Neigen des Apparats das Glashütchen faßt und es verhindert, von der Spitze wegzufallen. Das Gefäß wird möglichst luftleer gemacht und dann zugeschmolzen. Setzt man das R. den Strahlen einer Licht- oder Wärmequelle aus, so dreht sich das Rädchen mit einer der Stärke der Strahlung proportionalen Geschwindigkeit, indem die nicht geschwärzten Flächen vorangehen. Ein bei gewöhnlicher Temperatur stillstehendes R. dreht sich in umgekehrter Richtung, mit den schwarzen Flächen voran, wenn man es in ein Gefäß mit kaltem Wasser setzt. Läßt man ein R., dessen Rädchen mit einem leichten Magnetstäbchen versehen ist, in Wasser schwimmen und hält das Rädchen durch einen von außen genäherten Magnet fest, so dreht sich bei Bestrahlung die Glashülle in einer Richtung, die derjenigen entgegengesetzt ist, in der das freie Rädchen im feststehenden Gefäß sich drehen würde.
Von den bisher versuchten Erklärungen gründet sich die bekannteste auf die kinetische Gastheorie, der zufolge sich die Moleküle eines Gases nach allen Seiten hin geradlinig fortbewegen, und zwar mit um so größerer Geschwindigkeit, je höher die Temperatur ist. An der wärmern schwarzen Fläche prallen sie daher mit erhöhter Geschwindigkeit ab, und die Fläche muß infolge des zwischen ihr und der Gefäßwand erfolgenden Rückstoßes zurückweichen. Damit aber dieser Rückstoß stattfinden könne, muß die Luft so weit verdünnt sein, daß der Weg, den ein Molekül bis zum Zusammenstoß mit einem andern zurücklegt, sehr groß ist im Verhältnis zu dem Durchmesser der Kugel des Radiometers.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.