Punĭca

Punĭca

Punĭca Tourn. (Granatbaum), Gattung der Punikazeen mit nur zwei Arten. P. granatum L. (s. Tafel »Zimmerpflanzen I«, Fig. 2), ein baumartiger, 5–8 m hoher, bisweilen stachliger Strauch mit gegenständigen, an Kurztrieben gebüschelten, kurzgestielten, ovallanzettförmigen, kahlen, ganzrandigen Blättern, kurzgestielten, endständigen, einzeln oder zu dreien stehenden, scharlachroten Blüten mit gleichfarbigem Kelch und etwas niedergedrückt kugelrunder, außen holziger, vom lederartigen Kelch gekrönter, durch eine gegen die Mitte sich erhebende Querwand in zwei mehrfächerige Stockwerke geteilter, vielsamiger, roter oder gelber Frucht (Granatapfel). Der Granatbaum wächst von der Balkanhalbinsel bis zum Himalaja wild, ist aber durch Kultur im ganzen Mittelmeergebiet bis in die südliche Schweiz und Bozen, im südlichen Asien, in Australien und Amerika verbreitet, gedeiht auch noch in Cornwall im Freien und wird bei uns als Kalthauspflanze kultiviert. Man hat Varietäten mit gelblichen oder weißen, auch gefüllten Blüten, und eine Abart, P. nana L. (Zwerggranatbaum), die strauchartig bleibt und lineallanzettliche, spitzige Blätter besitzt, ist auf den Antillen heimisch geworden. Die Wurzelrinde des Granatbaums ist reich an Gerbsäure und enthält vier Alkaloide: Pelletierin (s. d.) C8H15NO, Isopelletierin C8H15NO, Methylpelletierin C9H17NO und Pseudopelletierin C9H15NO, dazu noch flüssiges Isomethylpelletierin C6H17NO. Sie dient seit dem Altertum als kräftiges Bandwurmmittel; die Blüten schmecken herb und färben den Speichel violett; die Früchte bilden im Süden ein beliebtes Obst mit rotem, mehr oder weniger süß und weinartig schmeckendem Fleisch und werden in vielen Varietäten, auch kernlos, gezogen. Die gerbsäurereichen Fruchtschalen werden zum Gerben und wie früher auch die Blüten (Flores Granati, Flores Balanstii) arzneilich benutzt. Der Granatbaum war im syrisch-phönikischen Götterdienst von hervorragender Bedeutung; er wuchs nach der Odyssee im Garten des Phäakenkönigs; auf Cypern hatte Aphrodite ihn selbst gepflanzt, und an seinen wohl aus dem Karischen oder Phrygischen stammenden Namen side erinnern die Namen vieler Ortschaften. In Griechenland dienten der Baum und seine Frucht zum Ausdrucke dunkler Vorstellungen von Zeugung und Befruchtung sowie von Tod und Vernichtung. Die Frucht erscheint als Attribut der Hera auch in den achäischen Städten Italiens, und von hier gelangte der Baum zu den Römern wohl schon zur Zeit der Tarquinier. Den Beinamen punicum (sc. malum, Punischer Apfel) erhielt die Frucht wohl erst, als die Römer den Reichtum an Granatbäumen in den Kolonien der Karthager und dann in Afrika kennen lernten. Im Mittelalter war der Granatapfel Symbol der die köstlichste Frucht gebärenden Jungfrau Maria. Gegenwärtig hat der Granatapfel durch die Orangenfrüchte viel an Bedeutung verloren, er dient mehr zum Schmuck als zum Genuß; doch verknüpft man immer noch mit der Granate die Vorstellung reichen Segens, und die Blüte ist das Symbol feuriger Liebe. Vgl. Granatapfelmuster und Pflanzenornament.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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