- Pau
Pau (spr. pō), Hauptstadt des franz. Depart. Niederpyrenäen, 175–210 m ü. M., in herrlicher Lage angesichts der Pyrenäenkette auf einem Plateau 40 m über dem rechten Ufer des Gave de P. (s. Gave), Knotenpunkt der Südbahn, ist infolge des milden Klimas (mittlere Temperatur des Jahres 16,7°, des Winters 6,75°) ein beliebter Winterkurort, hat einen Hauptplatz (Place royale) mit herrlicher Aussicht und einer Marmorstatue König Heinrichs IV. (von 1843), eine schöne Brücke, mehrere öffentliche Anlagen sowie ein Denkmal des Marschalls Bosquet (1894). Im westlichen Teile der Stadt liegt das im 14. Jahrh. an Stelle eines ältern neuerbaute, im 16. Jahrh. restaurierte Schloß, in dem Heinrich IV. 1553 geboren wurde, mit fünf Türmen, einer Kapelle, großen Sälen (reich an Gobelins und Kunstwerken) und ausgedehntem Park. Andre bemerkenswerte Bauwerke und: die neuen Kirchen St.-Martin und St.-Jacques (beide im gotischen Stil des 13. Jahrh. erbaut); der Justizpalast; die neue Halle mit Arkaden, in der die Bibliothek untergebracht ist; das Präfekturgebäude (mit dem Archiv von Béarn); das Winterpalais (1895, mit Theater) u.a. P. zählt (1901) 32,769 (als Gemeinde 34,268) Einw. Die Industrie der Stadt umfaßt die Fabrikation von Leinwand und Taschentüchern, Kattun, Hüten, Leder, Drechslerwaren, Schokolade sowie Färbereien. Der Handel ist ebenfalls sehr lebhaft, besonders mit Wein (Jurançon und andre Weine der Umgebung), Schinken (sogen. Bayonner Schinken), Vieh etc. Die Stadt besitzt ein Lyzeum, eine Lehrerinnenbildungsanstalt, eine englische Schule, Zeichenschule, Bibliothek von 55,000 Bänden, ein Museum, eine Gewerbekammer, ein Staatsgestüt und eine Irrenanstalt. P. ist Sitz des Präfekten, eines Appell- und Assisenhofs und eines Handelsgerichts. Die Stadt ist auch Geburtsort Bernadottes, nachmaligen Königs Karl XIV. Johann von Schweden. – P. verdankt seinen Ursprung dem obenerwähnten, im 10. Jahrh. zuerst begründeten, dann im 14. Jahrh. auf andrer Stelle erbauten Schloß der Grafen von Béarn, um das sich nach und nach die Vasallen der Fürsten und andre Landesbewohner niederließen. 1502 zur Stadt erhoben, wurde P. bald Hauptstadt des Landes, Residenz der Fürsten und nach und nach Sitz eines souveränen Rats und eines Parlaments. Die 1724 hier gestiftete Universität wurde in der Revolution aufgehoben, und auch die 1721 gestiftete Akademie der Wissenschaften und Künste ist eingegangen. 1848 war das Schloß längere Zeit der Wohnsitz des gefangenen Abd el Kader und seiner Familie. Vgl. Lavielle, P., description, historique, topographie médicale, etc. (Par. 1900).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.