- Neßler
Neßler, 1) Julius, Agrikulturchemiker, geb. 6. Juni 1827 in Kehl, gest. 19. März 1905 in Karlsruhe, studierte in Straßburg, Freiburg und Heidelberg, errichtete 1859 die agrikulturchemische Versuchsstation Karlsruhe, die später vom Staat übernommen wurde. 1901 trat er in den Ruhestand. Er lieferte zahlreiche agrikulturchemische Untersuchungen, vorzugsweise über Weinbau, Weinbehandlung und Erkennung von Verfälschungen des Weines. Außer dem bekannten Neßlerschen Reagens auf Ammoniak, z. B. im Trinkwasser (Jodkalium-Jodquecksilber mit freiem Kali), und einer Konservierungsflüssigkeit für Pflanzenpräparate (20proz. Weingeist mit 0,1 Proz. saurem schwefligsaurem Kali) findet das Neßlersche Insektengift (Tabakpulver 30 g mit heißem Wasser übergossen und nach einer halben Stunde abfiltriert, dann 40 g Fuselöl, 30 g Seife, 206 ccm Weingeist zugesetzt und mit Wasser auf 1 Lit. verdünnt) häufige Verwendung. Er schrieb: »Der Wein und seine Bestandteile« (2. Aufl., Chemn. 1866); »Der Tabak, seine Bestandteile und seine Behandlung« (Mannheim 1867); »Die Bereitung, Pflege u. Untersuchung des Weines« (7. Aufl., Stuttg. 1897); »Die Rebwurzellaus« (das. 1875); »Naturwissenschaftlicher Leitfaden für Landwirte u. Gärtner« (3. Aufl., Berl. 1896).
2) Viktor, Komponist, geb. 28. Jan. 1841 in Baldenheim bei Schlettstadt, gest. 28. Mai 1890 in Straßburg, studierte in Straßburg Theologie und zugleich unter Leitung Th. Sterns Komposition. Der Erfolg einer Oper (»Fleurette«, Straßburg 1864) veranlaßte ihn, das theologische Studium aufzugeben und seine musikalischen Studien in Leipzig fortzusetzen, wo er in der Folge Musikdirektor am Stadttheater wurde und auch einen Männergesangverein leitete. Nach mehreren weitern Opernversuchen (»Dornröschens Brautfahrt«, »Am Alexandertag«, »Der Nachtwächter«, »Irmingard«) tat er mit »Der Rattenfänger von Hameln« (1879) und »Der Trompeter von Säckingen« (1884) zwei glückliche Würfe. Seine bei den letzten Opern »Otto der Schütz« (1886) und »Die Rose von Straßburg« (1890) fanden dagegen keinen Anklang. Von seinen kleinern Kompositionen sind hervorzuheben die Vokalwerke: »Der Blumen Rache«, »Das Grab im Busento« und »Gesang zu Pfingsten«. Die letzten Jahre verlebte N. in Straßburg, wo ihm 1895 ein Denkmal (von Merzolff) errichtet wurde.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.