- Myxödēm
Myxödēm (griech., Schleimgeschwulst), eine Erkrankung mit bedeutender Wucherung des gesamten Bindegewebes und seiner Durchtränkung mit einer schleimigen, sulzigen Masse. Sie beginnt an der Haut des Gesichts, dehnt sich dann auf den ganzen Kopf, den Rumpf und die Gliedmaßen aus und bewirkt beträchtliche Volumzunahme der betroffenen Körperteile. Die Haut des Gesichts wird brettartig hart, die Augenlider können kaum noch bewegt werden, nähern sich einander, so daß schließlich nur noch ein schmaler Spalt sichtbar ist. Dann fallen die Haare aus, die Nägel werden brüchig, die Bewegungen ungeschickt und träge. Auch das Gehirn erkrankt, und die hierauf zu beziehenden Erscheinungen sind mit Kretinismus und den Zuständen, operativer Entfernung der Schilddrüse (Kachexia strumipriva), höchst übereinstimmend. Die Kranken werden apathisch, zuletzt geradezu blödsinnig. Die Krankheit befällt vorwiegend das weibliche Geschlecht im mittlern Alter. Bei der Obduktion findet man neben der erwähnten Vermehrung und Infiltration des Bindegewebes regelmäßig eine Atrophie der Schilddrüse. Das M. ist mithin wohl eine Folge der Unterdrückung der Funktion der Schilddrüse, und die operative Entfernung der Schilddrüse hat öfters ein gleichsam experimentell erzeugtes M. zur Folge. Tritt nach Schilddrüsenexstirpation das M. nicht ein, so waren entweder Nebenschilddrüsen vorhanden, oder beim Operieren war die Schilddrüse nicht vollkommen exstirpiert. Ein ziemlich vorgeschrittenes M. bildet sich zurück, wenn man die Patienten Schilddrüsensubstanz, gewonnen von der Schilddrüse von Tieren (Schaf), einnehmen läßt. Allerdings scheint es, daß diese Kranken, um den erreichten Erfolg zu sichern, dauernd kleine Mengen Schilddrüsensubstanz einnehmen müssen. Der wirksame Bestandteil der Schilddrüse ist das jodhaltige Thyreoidin, das auch extrahiert als reines Präparat Verwendung findet.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.