Musterzeichenschulen

Musterzeichenschulen

Musterzeichenschulen, in früherer Bedeutung fast ausschließlich Schulen zur Ausbildung der Musterzeichner (Dessinateure), die an Orten mit ausgedehnter Textilindustrie, auch wohl in unmittelbarer Verbindung mit großen Fabriken für Stoffweberei, Gobelinsmanufaktur u. dgl. bestanden. In England existierte seit 1847 die School of design (London, Somerset House) als Zentralanstalt für Musterzeichner, um die sich Zweigschulen in den Provinzen gruppieren sollten; 1851 gab es erst 20 dieser letztern, und ihr Wirken war ziemlich fruchtlos geblieben, weil sie der Grundlage eines allgemeinen rationellen Zeichenunterrichts ermangelten. Die seit der Ausstellung von 1851 durchgeführte Organisation der von den Gemeinden mit staatlicher Beihilfe unterhaltenen National training schools for art, die 1863 bereits über das ganze Königreich verbreitet waren, mit der Schule des Kensington-Museums als oberster und leitender Anstalt, ist nach und nach unter Berücksichtigung der Landesverhältnisse überall nachgeahmt worden. Aus den M. haben sich später in England wie auf dem ganzen Kontinent kunstgewerbliche Lehranstalten entwickelt, die entweder alle Zweige der Kunstindustrie berücksichtigen, oder nur die in der betreffenden Gegend besonders gepflegten, oder nur den Zeichenunterricht kultivieren. An den preußischen Fachschulen für Textilindustrie sind besondere Kurse für Muster;eichnen eingerichtet worden. Die Ausbildungszeit dauert 4 Jahre, Schulgeld jährlich 60 Mk. Unterrichtsfächer sind Zeichnen und Malen von Ornamenten und Naturformen, Musterentwerfen, Stil- und Geschmackslehre, Vorträge über Textilmaschinen (mit praktischen Übungen), Projektionszeichnen, Schattenlehre und Perspektive, Bindungslehre und Patronieren, Musterzerlegen, Materiallehre, Deutsch, Rechnen, Geschäftskunde. Ähnliche Musterzeichenkurse sind von den süddeutschen und österreichischen Malerschulen eingerichtet. In Frankreich bestehen Dessinateurschulen in Paris und Lyon. Vgl. Kunstgewerbeschulen. Vorlagenwerke: Bach, Neue Muster im alten Stil (Dornach 1887 ff.); Heiden, Musteratlas für Industrie und Kunstgewerbe (Bd. 1, Leipz. 1895); Schädlich, Federzeichnungen. Motivensammlung für Musterzeichner aller Branchen (Plauen 1893); Kumsch, Stoffmuster des 16.–18. Jahrhunderts aus dem Kunstgewerbemuseum in Dresden (Dresd. 1889 bis 1895, 4 Serien) und Muster orientalischer Gewebe und Druckstoffe im Kunstgewerbemuseum zu Dresden (das. 1892); Lieb, Handbuch für Musterzeichner der Textilkunstindustrie (Wien 1899); Bänziger, Moderne Motive für Dessinateure (Zürich 1902); »Studienmappe des Verbandes deutscher Musterzeichner« (Dresd. 1900). Vgl. auch Morris, Ein paar Worte über das Musterzeichnen (deutsch, Leipz. 1902); »Zeitschrift für Musterzeichner« (Elberf.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Musterschutz — Musterschutz, die ausschließliche Berechtigung des Urhebers eines neuen Warenmusters, dasselbe während einer bestimmten Schutzfrist ganz oder teilweise nachzubilden. Der Ursprung des Musterschutzes ist in Frankreich zu suchen, wo schon 1744 die… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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