- Mondfinsternis
Mondfinsternis, die Verfinsterung des Vollmondes, bei der scheinbar eine schwarze Scheibe von O. gegen W. über denselben hinrückt. Diese schwarze Scheibe ist der Schatten der Erde, die zur Zeit des Vollmondes zwischen Sonne und Mond steht, die Verfinsterung des Mondes daher nichts andres als das Eintreten des Mondes in den Erdschatten. Geht nun der ganze volle Mond durch den Erdschatten, so daß er gar kein Licht von der Sonne erhält, so ereignet sich eine totale M.; in jedem andern Fall hat man nur eine partielle M. Fallen endlich die Mittelpunkte des Schattens und der Mondscheibe auseinander, so heißt die M. zentral. Es sei S die Sonne (s. Figur), C die Erde, E H F der von den äußersten Sonnenstrahlen A H und B H begrenzte wahre Erdschatten, der nach Grundsätzen der Optik kegelförmig ist und sich bis nach H, etwa 217 Erdhalbmesser weit von E C F, erstreckt. Da nun der Mond nur 60 Erdhalbmesser von C entfernt ist, so kann er, wenn L M einen Teil der Mondbahn vorstellt, bei r, wo er von der Erde aus der Sonne gegenüberstehend gesehen wird, mit seinem östlichen Rand in den Schatten treten, bei m gänzlich verfinstert werden und bei t wieder den Schatten verlassen. Die Ursache, warum nicht bei jedem Vollmond eine Finsternis entsteht, ist auf folgende Art zu erklären: wenn die Papierfläche, worauf die Figur verzeichnet ist, die Ebene der Ekliptik vorstellt, so wird diese von der Mondbahn unter einem Winkel von 51/2° geschnitten.
Die gerade Linie, in der dieser Schnitt geschieht, heißt die Knotenlinie; von dieser wird also die Mondbahn in zwei Teile geteilt, deren einer über, der andre unter die Fläche der Figur fällt, in der die Knotenlinie selbst liegt. Wenn nahe zur Zeit des Vollmondes, wo der Mond nach r kommt, die Knotenlinie nicht weit von der Lage C m abweicht, d.h. wenn ein Mondknoten in oder nahe bei m fällt, so wird der Mond der Ebene der Ekliptik nahekommen und folglich den Erdschatten treffen können. Ist er aber zur Vollmondzeit von seinem Knoten zu weit entfernt, so kann er entweder unter oder über den Erdschatten weggehen, mithin gar nicht verfinstert werden. Nun ist der größte scheinbare Halbmesser dieses Schattens 47 und des Mondes 17 Bogenminuten; folglich kann keine M. mehr eintreten, wenn der Abstand des Mittelpunktes des Mondes von der Ekliptik oder seine Breite im Augenblick des Vollmondes 47´+17´ = 64´ übersteigt, wo dann der Mond von seinen nächsten Knoten 12–13° entfernt wäre. Eine totale Verfinsterung wird unmöglich, wenn die Mondbreite 47´-17´ = 30´ übersteigt, in welchem Falle die Entfernung des Mondes vom nächsten Knoten über 6° betragen muß. Die Größe der Mondfinsternisse pflegt man in Teilen des Monddurchmessers oder in Zollen anzugeben, wovon man 12 auf den Durchmesser des Mondes zählt. Da der Durchmesser tr des Schattenschnittes etwa 22/3 Monddurchmesser beträgt, so können die größten totalen Mondfinsternisse bis zu 32 Zoll betragen. Die längste Dauer einer partiellen Finsternis kann 3 Stunden 18 Minuten und die einer totalen 4 Stunden 38 Minuten betragen. Allen denjenigen Gegenden, die den Mond sehen können, erscheint derselbe zu gleicher Zeit und auf gleiche Weise verfinstert, was bei einer Sonnenfinsternis hinsichtlich der Sonne nicht der Fall ist. Übrigens wird der Mond durch seine totale Verfinsterung sehr selten (z. B. 1606 und 1816) völlig unsichtbar; in der Regel erscheint er in einem kupferroten Licht, während bei partieller Verfinsterung der Erdschatten bleigrau erscheint. Die frühesten Beobachtungen über Mondfinsternisse wurden von den Chaldäern angestellt. Thales war der erste, der auf die Entstehung der Finsternisse durch den Erdschatten hinwies. Die nächsten totalen Mondfinsternisse bis zum Jahre 1920 werden eintreten:
Vgl. Oppolzer, Kanon der Finsternisse (Wien 1887).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.