- Livingstone
Livingstone (spr. liwwingstön), David, engl. Missionar und berühmter Afrikareisender, geb. 19. März 1813 in Blantyre bei Glasgow, gest. 1. Mai 1873 in Afrika, war erst Baumwollspinner, beschäftigte sich aber daneben mit Medizin und Theologie und ging 1840 im Dienste der Londoner Missionsgesellschaft als Missionar nach dem Kapland. 1849 durchwanderte er von der Missionsstation Kolobeng im Betschuanenland aus die Wüste Kalahari bis zum Ngamisee, erreichte auf einer neuen Reise 1851 den Oberlauf des Sambesi, durchreiste 1853–56 ganz Südafrika vom Sambesi bis Loanda und zurück bis Quilimane und entdeckte dabei 1855 die Viktoriafälle des Sambesi. In die Heimat zurückgekehrt, begab er sich im Auftrag der englischen Regierung mit seinem Bruder Charles L. und fünf andern Europäern (darunter Kirk und der Maler Baines) 1858 wieder nach Quilimane, ging den Schire aufwärts, entdeckte den Schirwasee und erreichte 16. Sept. 1859 den Nyassasee. Nach kurzem Aufenthalt in England ging L. im Herbst 1865 über Bombay wieder nach Afrika, landete im Januar 1866 in Sansibar, zog den Rowuma hinauf, umging das Südufer des Nyassasees, erreichte den Tanganjika (im April 1867), entdeckte dann, sich nach Nordwesten wendend, den Lualaba (im November 1867) und, indem er ihn aufwärts verfolgte, den Moerosee (im April 1868) und den Bangweolosee (im Juli 1868). Von dort zog er nordwärts nach Udschidschi am Tanganjika, von wo aus er das Manyemaland erforschte und wo ihn krank und in großer Bedrängnis 10. Nov. 1871 der zur Auffindung des seit 1869 verschollenen Reisenden ausgesandte Stanley (s. d.) antraf und mit neuen Mitteln versah. Mit Stanley erforschte L. im Dezember 1871 das Nordende des Tanganjika, begleitete ihn darauf bis Unianjembe, zog dann um das Südende des Tanganjika zum Bangweolosee, erlag aber südlich von ihm bei Tschitambo auf der Suche nach den Nilquellen, die er in den Zuflüssen des Bangweolo vermutete, der Dysenterie. Seine treuen Diener trugen die Leiche unter großen Beschwerden über Tabora, wo sie der Hilfsexpedition unter Cameron (s. d. 2) begegneten, zur Ostküste. Von hier wurde sie nach England gebracht und in der Westminsterabtei in London beigesetzt. Auf der Stätte seines Todes wurde ihm später ein Obelisk errichtet. Sein Bildnis s. Tafel »Afrikaforscher I«. L. veröffentlichte: »Missionary travels and researches in South Africa« (Lond. 1857, 2 Bde.; neueste Ausg. 1900; deutsch, Leipz. 1859, 2 Bde.) und »Narrative of an expedition to the Zambesi and its tributaries« (1865; deutsch, Jena 1865–66, 2 Bde.). Die hinterlassenen Tagebücher von den letzten Reisen gab Waller heraus unter dem Titel: »The last journals of David L. in Central Africa from 1865 to his death« (Lond. 1874; deutsch, Hamb. 1875). Vgl. außerdem Roberts, Life and explorations of D. L. (Lond. 1874); Blaikie, Dr. L., memoir of his personal life (das. 1881 u. ö.; deutsch von Denk, Gütersl. 1881); H. v. Barth, David L., der Afrikareisende (3. Ausg., Leipz. 1882); Plieninger, David L. (Stuttg. 1885); Johnston, L. and the exploration of Central Africa (Lond. 1891). – Sein Bruder Charles (s. oben), zuletzt englischer Konsul in Fernando Po, starb 29. Nov. 1873 auf einer Seereise.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.