- Italienische Weine
Italienische Weine, seit dem Altertum berühmte Weine, die aber wie der Falerner und Cäkuber, der Setiner und Massiker nicht mehr gewonnen werden. Fast alle bessern Weine Italiens sind veredelte Likörweine, die eigentlichen Trinkweine, die Tischweine, stehen auf mittlerer Stufe. Piemont liefert besonders Rotweine, weniger Weißweine, die besten in der Gegend von Asti, auch mehrere treffliche Likörweine. Die Weine von Asti sind größtenteils leicht moussierend (spumante). Der Turiner Wermut ist ein mittelalterlicher Gewürzwein. Sardinien ist ungemein reich an Wein, die besten sind der von Alghero, der weiße Nasco di Sardegna und der dem Malaga ähnliche Guarnaccia. Die Lombardei liefert den dunkelroten, körperreichen, milden, aber etwas streng schmeckenden Veltliner (Sassella, Grumello, Inferno, Sforzato), den weißen Aromatico von Chiavenna, den goldgelben, feurigen Vino santo von Castiglione, den Pignuolo von Mailand, den Lambrusco von Modena und Parma etc. Der venezianische Wein geht als Paduaner Wein, weist aber kein hervorragendes Gewächs auf. Da gegen liefert Toskana die edelsten Weine Italiens, und zwar hauptsächlich Rot- und Likörweine. Zu letztern gehört der dem spanischen Tinto von Alicante ähnliche Aleatico. Gleichnamige Weine liefern auch Elba, Lucca und der Kirchenstaat, der toskanische aber ist der echte. Ein seiner, parfümreicher, herber Weißwein ist der Verdua von Arcetri (Toskana), der Lieblingswein Friedrichs d. Gr. Zu erwähnen sind ferner der lichtgelbe Vino santissimo vom Monte Catino, der Ponte a Moriano, der rote Chianti und der rote Monte Serrato von Elba; der beste italienische Wein aber ist der Monte Pulciano (zwischen Siena und Rom), ein purpurfarbener Likörwein von ungemein würzigem Parfüm und durch eine gewisse Milde gemäßigter Stärke. Die römische Provinz liefert meist nur kleine Weine, am berühmtesten ist der rote und weiße, stark aromatische, etwas schwere und vehemente Monte Fiascone (Est, Est, Est) vom Bolsener See, dem sich die roten und weißen Weine von Albano in der Campagna, der Muskatwein von Orvieto, der Frascati, der Monte Comparto, der Lamentano, die Weine von Genzano, Terni, Farnese, Terracina, Bologna, Imola u. a. anreihen. Unteritalien, im Altertum das eigentliche Weinland der Welt, produziert auch heute noch vortreffliche Weine, besonders am Vesuv (s. Lacrimae Christi) bei Gragnano, die Lacrimä di Castellamare di Sorrento (rot, säuerlich, sehr gesund), die weißen, leichten, sehr pikanten Weine von Bajä, von Formio, Bari, Averno und vom Capo di Misene, die roten, geistigen, stürmischen Kalabreser Weine, wie der Vino greco von Reggio di Calabria, die Weine von Capri, den stark geistigen Wein von Ischia, den sehr geschätzten Malvasia di Lipari und di Stromboli, den Muskat von Trani, den Zagarello von Bitonto. Auf Sizilien gewinnt man die stärksten und gesuchtesten weißen Weine bei Syrakus, bei Rigosto, Catania und Marsala; diese Weine, mit Ausnahme der Syrakuser, werden als solche ausgeführt, in größerer Menge aber auf Marsala, z. T. auch auf Madeira, dem sie oft sehr ähnlich sind, verarbeitet. Die feinern, sehr dunkeln Rotweine dieser Gegend gehen als Vino Calabrese und die leichten Sorten derselben, den Bordeauxweinen ähnlich, als Vino del Bosco. Von den übrigen sizilischen Weinen sind hervorzuheben: der rote, sehr starke Catania, der rote köstliche Faro di Messina, der weiße starke Bronte, der sehr starke, trockne Lagrima, die Weine von Zucco, der höchst delikate weiße Castro di San Giovanni, der Siracusa Albanulle, ein weithin berühmter weißer, auch roter Muskatwein von vielem Geist, Feuer und Wohlgeschmack, der Castel Vetrano, der Baggaria, Moscario Capriato, Monte Delfino und Monte alla Rosa. Italien gewann 1900: 29,9 Mill. hl Wein und führte 1,815,000 hl aus, davon 98,000 hl nach Deutschland. Vgl. Puglisi, La Sicilia e suoi vini (Palermo 1885); Cerletti, Notes sur l'industrie et le commerce du vinen Italie (Rom 1889); Koch, Italienische Weine (Mainz 1892); Prato, Die italienischen Weine (Wien 1897); H. Barth, Est! Est! Est! Italienischer Schenkenführer (Oldenb. 1900).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.