- Hof [2]
Hof, ein weißlicher oder farbiger Kreis um die Sonne oder den Mond. Man unterscheidet kleinere und größere Höfe, von denen die letztern oft in Verbindung mit Nebensonnen oder Nebenmonden und andern Lichterscheinungen auftreten. Die kleinern Höfe (Lichtkränze, Coronac, Aureolen, H in der Abbildung) entstehen, wenn dünne niedrige Wolken an dem Gestirn vorüberziehen oder die Luft stark wasserdampfhaltig ist. Der leuchtende Körper ist zunächst von einem gräulichblauen Kreis umgeben. der außen von einem gelben und roten Kreis begrenzt ist.
Auf diese folgen zuweilen noch anders gefärbte Kreise, die nach außen hin abwechselnd grün und rot sind. In dieser Vollständigkeit erscheinen die Höfe nur selten, meist sind die Farben nur schwach oder verschwinden ganz, so daß dann nur ein H. als heller Schein ohne Farben oder, wie oft beim Monde, mit braunrotem Rande sichtbar ist. Die Durchmesser der farbigen Ringe betragen wenige Grade und sind nach der Größe der Wassertröpfchen verschieden; je größer diese, desto kleiner jene, und man kann die Größe der Tröpfchen aus dem Durchmesser der Ringe berechnen. Die kleinern Höfe werden durch die Beugung der Lichtstrahlen (s. Beugung des Lichtes) an den Tröpfchen hervorgerufen und lassen sich nachahmen, wenn man eine Flamme durch ein schwach angehauchtes oder mit seinem Staub (Semen Lycopodii) bestreutes Glas betrachtet. Die größern Höfe (Sonnen-, Mondringe, griech.-lat. Halo) zeigen sich in ihrer einfachsten Form als helle, zuweilen als farbige Kreise, in deren Mittelpunkt der leuchtende Körper steht. Ihr Radius hat entweder eine Größe von 22–23° (R, der obenstehenden Abbildung) oder von 46–47° (R2), der innere Rand ist schärfer, der äußere mehr verwaschen, und wenn Farben sichtbar sind, befindet sich das Rot auf der innern Seite. Zu diesem einfachen Kreis treten öfters noch andre Erscheinungen hinzu. Zunächst ist ein horizontaler heller Streifen zu nennen, der sich in gleicher Höhe mit der Sonne hinzieht. Da, wo dieser Horizontalkreis (K, Nebensonnenkreis) den Ring schneidet (genauer etwa 2° nach außen), ist er am hellsten; diese hellen Stellen heißen Nebensonnen und Nebenmonde (Ne und Nr). Bisweilen erscheinen Nebensonnen auch senkrecht über (No) oder unter (Nu) der Sonne am höchsten und tiefsten Punkte des Sonnenringes, oder es zeigt sich an diesen Stellen ein Berührungsbogen (B1 und B2) von entgegengesetzter Krümmung als der Sonnenring. Oft sind von der ganzen Erscheinung nur die Nebensonnen ohne irgend welche Kreise sichtbar, und endlich zeigt sich zuweilen auch ein der Sonne genau gegenüberstehender und mit derselben in gleicher Höhe befindlicher weißer Fleck, eine Gegensonne (Anthelien), der im horizontalen Streifen steht, wenn dieser sichtbar ist. Man sieht diese Erscheinungen der größern Höfe am häufigsten während der kältern Jahreszeit und in nördlichen Gegenden. Besonders schöne und vollständige Erscheinungen sind unter dem Namen des römischen, Petersburger und Danziger Phänomens bekannt. Die Ringe, deren Halbmesser 22° beträgt, entstehen aus einer Brechung der Lichtstrahlen in sechs- oder dreiseitigen Prismen der in der Luft schwebenden Eiskristalle, deren brechender Winkel 60° beträgt; das unter kleinerm Winkel reflektierte Licht gelangt nicht in unser Auge, weshalb der Innenraum der Höfe dunkler ist als der äußere. Die größern Kreise oder Ringe entstehen durch eine Brechung der Lichtstrahlen in sechsseitigen Prismen, bei denen der rechte Winkel, den die Seitenflächen des Prismas mit seiner Basis bilden, der brechende Winkel ist. Den horizontalen Nebensonnenkreis erklärt man durch die Reflexion der Sonnenstrahlen an den senkrechten Flächen der Eiskristalle sowie die Entstehung der Nebensonnen dadurch, daß die Schnittpunkte der Sonnenkreise und des horizontalen Streifens am hellsten sein müssen, weil hier zwei Ursachen für die Erleuchtung zusammenwirken. Die bei lief stehender Sonne zuweilen sichtbaren senkrechten Streifen (Lichtsäulen, L), die mit dem Horizontalkreis ein Kreuz (L, K) bilden können, entstehen durch äußere und innere Reflexion an den Endflächen der vertikalen Prismen. Die Höfe zeigen in bezug auf ihre Häufigkeit eine ausgesprochene jährliche Periode, und zwar sind die von der Sonne erzeugten am häufigsten von April bis Juni und am seltensten im Dezember und Januar, während die vom Monde bewirkten im Hochsommer am seltensten und im Winterhalbjahr (der langen Nächte wegen) am häufigsten vorkommen. Die Ringe von 221/2° (R.) sind im allgemeinen Vorboten schlechten Wetters. Vgl. Hellmann in der »Meteorologischen Zeitschrift«, 1893, S. 415, und Messerschmitt in den »Annalen der Hydrographie«, 1900, S. 32; Pernter, Meteorologische Optik (Wien 1902–05).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.