Fuad Pascha

Fuad Pascha

Fuad Pascha, 1) Mehemed, türk. Staatsmann und Gelehrter, geb. 17. Jan. 1814 in Konstantinopel, gest. 12. Febr. 1869 in Nizza, Sohn des berühmten Dichters Mollah Izzet Efendi, studierte 1828–1832 in Galata-Serai die Arzneikunde und begleitete als Arzt der Admiralität 1834 den Großadmiral Tahir Pascha auf der Expedition gegen Tripolis, trat aber nach seiner Rückkehr in das Bureau der Dolmetschen der Pforte. Wegen seiner Kenntnisse in den neuern Sprachen und im Völkerrecht wurde F. 1840 dem als Gesandten nach London geschickten A(a)li Pascha beigegeben, 1843 zum zweiten Dolmetsch der Pforte, dann zum Direktor des Übersetzungsbureaus in Konstantinopel und 1848 zum Großreferendar (Amedji) des großherrlichen Diwans befördert. Nachdem er 1848 Generalkommissar in den Donaufürstentümern gewesen und 1849 in außerordentlicher Mission nach Rußland gesandt worden war, erhielt er im Dezember 1849 die Stelle eines Musteschars im Ministerium und 1852 die des Ministers des Auswärtigen. In dieser Stellung erregte er durch eine die russischen Ansprüche bekämpfende Broschüre: »La vérité sur la question des lieux saints«, das Mißfallen des Zaren Nikolaus und wurde vom Fürsten Menschikow im März 1853 in Konstantinopel so rücksichtslos behandelt, daß er seine Entlassung forderte. Während der orientalischen Wirren ging er 1854 als Regierungskommissar in das Hauptquartier Omer Paschas und unterdrückte dann in Epirus die Empörung. Nach seiner Rückkehr ward er 1857 Präsident des Tanzimatrats. Im Januar 1858 übernahm er abermals das Ministerium des Auswärtigen und wohnte vom April bis August als Vertreter der Pforte den Pariser Verhandlungen über die Organisation der Donaufürstentümer bei. Im Juli 1860 als Kommissar nach Damaskus gesandt, strafte er streng die an den dortigen Metzeleien Beteiligten. 1861 wurde F. zum Großwesir ernannt und im Februar 1862 mit der obersten Leitung der Finanzen betraut, die er durch mehrere Reformen zu bessern versuchte. 1866 als Großwesir entlassen, übernahm er 1867 wieder das Auswärtige. Um den Sultan mit europäischen Reformen zu befreunden, bewog er ihn 1867 zu einer Reise nach dem westlichen Europa, auf der er ihn begleitete. Er schrieb eine »Grammatik der osmanischen Sprache« (deutsch von Kellgren, Helsingf. 1855) und war als Dichter anerkannt; auch war er Mitglied der seit 1851 in Konstantinopel bestehenden Akademie der Wissenschaften.

2) Mehemed, türk. General, geb. um 1840 in Kairo als Sohn eines ägyptischen Offiziers, wuchs in Konstantinopel auf, erhielt eine gute militärische Bildung, zeichnete sich als Reiteroffizier aus, führte 1877 ein Reiterdetachement in der ostbulgarischen Armee vortrefflich, siegte 4. Dez. 1877 über die Russen bei Elena und wurde 1878 zum Muschir und Befehlshaber eines der bei Konstantinopel zusammengezogenen Korps ernannt. 1879 suchte er Osman Pascha zu stürzen, verlor aber selbst seinen Posten. Danach wieder in die Gunst des Sultans gelangt und zum Generaladjutanten ernannt, machte er sich im Februar 1902 revolutionärer Umtriebe verdächtig und wurde unter Ausstoßung aus dem Heer und Verlust seines Ranges und seiner Orden auf Lebenszeit nach Damaskus verbannt. Auch seine drei Söhne wurden im November 1903 verbannt.


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