- Finnfische
Finnfische (Furchenwale, Röhrenwale, Balaenopteridae), Familie der Bartenwale (Mysticete), lange, schlank gebaute Tiere mit sehr großem Kopf, hoher Rückenflosse im letzten Viertel der Körperlänge, lanzettlichen Brustflossen dicht hinter dem Kopf, in der Mitte ausgeschnittener Schwanzfinne, tiefen Längsfurchen auf der Unterseite, fast gerader Schnauze und kurzen, breiten Barten. Der Finnwal (nordischer Schnabelwal, Sild, Jubarte, Gibbar, Jupitersfisch, Heringswal, Physalus antiquorum Gray), der schlankste aller Wale, wird 25 m lang, mit etwa 2,5 m langen Brustflossen und einer kegelförmigen, höchstens 60 cm hohen, fettreichen Rückenflosse. Die Augen liegen über und hinter dem Winkel der Schnauze, die Ohren zwischen Auge und Brustflosse, die Spritzlöcher auf der Oberseite der Schnauze vor den Augen. Der Leib ist nackt, nur am Kopf stehen einige kurze borstenartige Haare. Die Haut ist oben schwarz, auf der Unterseite weiß, in den tiefen Furchen bläulichschwarz. In den zahnlosen Kiefern stehen jederseits 350–375 Bartenreihen. Er bewohnt den nördlichsten Teil des Atlantischen Ozeans und das Eismeer, besonders in der Nähe der Bäreninsel, Nowaja Semljas und Spitzbergens, steigt aber auch in südlichere Gewässer herab und soll selbst ins Südliche Eismeer gelangen. Er schwimmt sehr schnell und gewandt, kommt etwa alle 90 Sekunden an die Oberfläche, um zu atmen, wirft einen 4 m hohen Atmungsstrahl aus, was in einer Entfernung von 1 Seemeile zu hören ist, gilt als höchst mutig, wild und kühn und verteidigt nicht nur die eignen Jungen, sondern auch die Genossen. Er nährt sich von Dorschen, Heringen und andern Fischen und schalenlosen Weichtieren, soll auch Tange abweiden und kommt bei der Jagd auf Fische den Küsten sehr nahe. Jedenfalls strandet er sehr häufig. Die Zahl der Jungen beträgt 1–2. Die Jagd ist schwieriger und der Nutzen geringer als beim Walfisch; man jagt ihn deshalb nur, wenn keine Wale in der Nähe sind. Er liefert Tran, man verwertet aber auch die Barten und verarbeitet Fleisch und Knochen zu Dünger. Mit dem F. hat man lange den Riesenwal (Sibbaldius borealis Gray) verwechselt, der 31-m lang wird und 4 m lange Brustflossen besitzt. Über seine Lebensweise fehlen zuverlässige Angaben. Zu derselben Familie gehört der Sommerwal (Zwergwal, Balaenoptera rostrata Gray. s. Tafel »Wale II«, Fig. 3), wird nur 10 ml ang, gleicht aber dem Schnabelwal so sehr, daß er oft für das Junge desselben gehalten wurde. Die Zahl der Halswirbel unterscheidet ihn aber sicher von diesem. Er ist grauschwarz, unterseits scharf abgesetzt rötlichweiß; die Brustflosse hat auf der Oberseite ein weißes Querband. Man findet ihn in allen nordischen Meeren, von wo er im Winter südwärts zieht. Er hält sich immer nur einzeln oder in kleinerer Gesellschaft, frißt auch größere Fische, aber keine Weichtiere und Tange. Er besitzt wohlschmeckenden Speck und genießbares Fleisch und liefert vorzüglichen Tran. Die Nordländer jagen ihn, wenn er sich den Küsten nähert. Der Keporkak (Buckelwal, Rorqhval, Megaptera longimana Gray, M. boops Fabr.) wird 15 m lang, ist sehr plump gebaut, mit sehr großem, stärker als bei andern Walen behaartem Kopf, 3–4 m langen Brustflossen, etwa 4 m spannender Schwanzflosse und verschieden gestalteter Fettflosse, die im letzten Viertel der Gesamtlänge den Buckel bildet. Die Oberseite ist schwarz, die Unterseite weißlich marmoriert oder ganz weiß. Er findet sich in allen Meeren, kommt im Winter an die finnischen Küsten und geht im Sommer ins Eismeer. Er nährt sich von Fischen und niedern Krebstieren, ist sehr spiellustig, namentlich in der Paarungszeit, und läßt ein lautes Geheul hören. Er liefert guten Speck und Tran, doch lohnt der Fang viel weniger als bei andern Walen, und die Walfischfänger beunruhigen ihn daher nur, wenn andre Beute fehlt.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.