- Encīna
Encīna (Enzina), Juan del, der Vater des spanischen Dramas, geb. um 1469 in Salamanca (oder im Dorfe Encina), gest. wahrscheinlich 1534 daselbst, studierte hier, wurde 1492 Sekretär bei Don Fadrique de Toledo, erstem Herzog von Alba, begab sich später mehrmals nach Rom und zeichnete sich hier als Dichter und Musiker so aus, daß er mit geistlichen Stellen (zu Malaga und Leon) belehnt und vielleicht auch zum päpstlichen Sänger ernannt wurde. 1519 machte er eine Reise nach Jerusalem, wo er Messe las, und lebte später wieder in seinem Vaterland. Eine erste Sammlung der poetischen Werke, die er vom 14.–25. Jahre geschrieben, gab er u. d. T. »Cancionero« heraus und widmete sie den katholischen Königen (Salamanca 1496 u. ö. vermehrt, am vollständigsten das. 1509), eingeleitet durch eine prosaische Abhandlung: »Arte de poesía castellana« oder »Arte de trobar«, einen der frühesten Versuche einer spanischen Poetik. Die lyrischen Gedichte sind geistlichen und weltlichen Inhalts; namentlich die volkstümlichen Villancicos und Letrillas zeichnen sich durch Witz und Anmut aus. Durch seine geistlichen dramatischen Gedichte, »Representaciones« (»Darstellungen«), sowie durch einige Schäferspiele, »Eglogas«, ward E. der Schöpfer des Nationaldramas im engern Sinn. Um sich im Hirtenstil zu üben, hatte er zuerst die Bukoliken Vergils ins Spanische übersetzt. Noch hat man von ihm eine poetische Beschreibung seiner Reise nach Jerusalem: »Tribagia, ó via sagra de Hierusalem« (Rom 1521, zuletzt Madr. 1786). Sein »Teatro completo«, bestehend aus 11 bekannten und 3 wichtigen neu aufgefundenen Stücken, gaben Cañete und Barbieri heraus (Madr. 1893); letzterer außerdem 68 musikalische Kompositionen von ihm im »Cancionero musical de les siglos XV y XVI« (das. 1890). Vgl. Cotarelo, J. del E. y los origenes del teatro español (1901); R. Mitjana, Sobre Juan del E., musuo y poeta (Malaga 1859) sowie eine Studie von Menendez y Pelayo in der »Antologia«, Bd. 9.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.