Dolmen

Dolmen

Dolmen, vorgeschichtliche Monumente, die auf ebener Erde oder erhöhten Punkten in der Weise hergestellt wurden, daß man zunächst einige mächtige Steinplatten zu einem primitiven Bauwerk zusammenfügte, dann die Zwischenräume zwischen den aufrecht stehenden Platten und dem als Dach dienenden platten Felsstück mit kleinern Steinen ausfüllte und häufig auch Erde oder Steinschutt ringsumher auftürmte. Die D. sind Gräber, sie enthalten menschliche Skelette in ausgestreckter oder sitzender (hockender) Lage, seltener Reste von einer Leichenverbrennung; sie gehören z. T. der jüngern Steinzeit, z. T. auch der ältern Metallzeit an. Als Beigaben findet man Bruchstücke von Schmuckgehängen aus Stein, Bernstein und Muscheln, Tongefäße mit eingeritzten geometrischen Verzierungen, Lanzen- und Pfeilspitzen aus Stein, polierte Steinäxte und bronzene Schmucksachen, in Nordafrika sogar Eisen. Die meisten Grabbauten dieser Art waren fortdauernd zugänglich durch eine Öffnung in einem Steinblock oder zwischen zwei solchen. Wegen ihrer tischähnlichen Form sind die D. häufig auch, obwohl meist mit Unrecht, als Opfertische, Altarsteine, Druidenaltäre u. dgl. bezeichnet worden. Wegen der oft kolossalen Dimensionen der verwendeten Steinblöcke nannte man sie Riesenkammern, Riesenkeller, Riesenstuben (dänisch: Jaettestuer), Steinkirchen, Teufelskammern, Teufelsküchen. Bisweilen gleicht die Anlage mehr einem Gang als einer Kammer (Allée couverte, bedeckte Steinreihe, Steingang). Der um die Steinkammer aufgeschüttete Hügel ist im Laufe der Zeit vom Wasser fortgespült worden, die Wandblöcke sind umgesunken, das Dach eingestürzt, und die D. und Ganggräber präsentieren sich daher in allen Stadien des Verfalles. In Deutschland kommen D. hauptsächlich auf Rügen, in Mecklenburg, Schleswig-Holstein und in Nordwestdeutschland vor; in Frankreich finden sie sich in der Bretagne, in den zentralen und Pyrenäen-Departements zu Tausenden. Auch auf Korsika, in Skandinavien, Polen, der Krim, ferner in Tunis und Palästina fehlen sie nicht. Neuerdings sind D. auch in der Südsee und im westlichen Afrika nachgewiesen worden. Das Wort »D.« wird häufig, aber mit Unrecht, als Kollektivbezeichnung für sämtliche megalithische (aus großen Steinblöcken hergestellte) vorgeschichtliche Bauwerke gebraucht, und die Menhirs und Kromlechs (s. d.) sind nicht selten mit den D. verwechselt worden. Die Annahme, daß sämtliche D. von demselben Volk errichtet worden seien, dessen Verbreitungsgebiet über Nord- und Westeuropa sowie über Nordafrika und Palästina sich erstreckt habe, läßt sich wohl kaum aufrecht erhalten. Vgl. die Art. »Afrikanische Altertümer« und »Gräber, vorgeschichtliche« (mit den Tafeln).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Dolmen — Dolmen …   Deutsch Wörterbuch

  • dolmen — [ dɔlmɛn ] n. m. • 1805; du bret. taol, tol « table » et men « pierre » ♦ Monument mégalithique, composé de pierres brutes agencées en forme de table gigantesque. Alignements de dolmens et de menhirs. Suite de dolmens formant allée couverte. « au …   Encyclopédie Universelle

  • Dolmen — Saltar a navegación, búsqueda Dolmen de Axeitos, Galicia …   Wikipedia Español

  • dolmen — DOLMÉN, dolmene, s.n. Monument funerar megalitic, format dintr o lespede mare de piatră aşezată orizontal pe altele dispuse vertical. – Din fr. dolmen. Trimis de LauraGellner, 18.06.2004. Sursa: DEX 98  dolmén s. n., pl. dolméne Trimis de siveco …   Dicționar Român

  • Dolmen — Sm vorgeschichtliches Steingrabmal per. Wortschatz fach. (19. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus frz. dolmen vorgeschichtliches (teilweise für keltisch gehaltenes) Steindenkmal . Dieses ist (nach Loth s.u.) von Legrand d Aussy mißverstanden aus dem… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • dolmen — ou dolmin (dol mèn ou dol min ) s. m. Monument formé d une grande pierre plate posée sur deux pierres dressées verticalement, qu on trouve en différentes parties de l Europe, surtout dans l Armorique et en Angleterre, qu on attribue généralement… …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • dolmen — dol men (d[o^]l m[e^]n), n. [Armor. taol, tol, table + mean, maen, men, stone: cf. F. dolmen.] A cromlech. See {Cromlech}. [Written also {tolmen}.] [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • dolmen — (Del fr. dolmen, de or. inc.). m. Monumento megalítico en forma de mesa, compuesto de una o más lajas colocadas de plano sobre dos o más piedras verticales …   Diccionario de la lengua española

  • Dolmen — Dolmen, 1) im nördlichen Frankreich, bes. bei Arras, u. in Großbritannien große Felsstücke, auf welchen andere, zuweilen einer oscillirenden Bewegung fähige, große Steine liegen; sie sind Reste zu gottesdienstlichem Zwecke aus der Druidenzeit,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Dolmen — (kelt., »Steintisch«), vorhistor. Denkmäler (Grabstätten) aus großen unbehauenen, eine oder mehrere Kammern bildenden Steinblöcken [Abb. 439], an der Ost und Nordsee (Südschweden, Irland, Dänemark, Westdeutschland, Frankreich), der atlant. Küste… …   Kleines Konversations-Lexikon

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